DrMcCoy, deine Betrachtung ist differenziert, deshalb versuche ich, sie mit der nötigen Achtung zu beantworten. Es ist zugleich ein leuchtendes Beispiel, wie ein Intellektueller (Du) mit einem Pseudointelligenten *lach* trotz diametral entgegengesetzter Überzeugungen würdig über die Runden kommt. Von deinem Standpunkt eines Gläubigen aus würde ich wahrscheinlich ebenso argumentieren. Ich stelle einfach mal meinen Standpunkt daneben.
Ich stamme aus einer sehr christlichen Familie, mein Patenonkel war ein bekannter und mutiger Theologe, er steht unten im Text. Ich bin sehr früh zum Atheisten geworden und habe durch Bücher von Karl-Heinz Deschner und durch „Die Geschichte der Hexenprozesse“ von Soldan und Heppe u. a. einen zunehmenden Hass auf die katholische Kirche entwickelt. Dabei ist mir heute jedes Mittel Recht, das nicht gegen das StGB verstößt.
Da kann ich leider auch nicht auf die Empfindungen einzelner Kirchenmitglieder Rücksicht nehmen. Ich habe nach sechs Jahren Altgriechisch Paulus und die Evangelien im Original gelesen und bin fassungslos, dass man dieses philosophisch bedeutungslose Zeug auf dem gedanklichen Niveau eines Abituraufsatzes noch heute Ernst nimmt. Selbst mein Griechischlehrer, ein gläubiger Katholik, sagte: „Das meiste außer wenigen Gedanken in der Bergpredigt und dem Kreuzestod steht bereits in der Apologie des Sokrates.“ Warum sollte ich da vor der Überzeugung von Christen, die nicht meinen Background haben, einen besonderen Respekt empfinden? Aber trotzdem greife ich sie nur dann an, wenn sie eklatant gegen die in unserer Verfassung verbrieften Rechte verstoßen. Also ein Beispiel: Wenn der verklemmt erzogene Sohn Gewissensbisse entwickelt, weil er zwanghaft onaniert.
Ich habe deshalb für den Protest der Josephine so viel Verständnis, weil ich selbst immer mehr in die Rolle des blutrünstigen Indianers geschlüpft bin, der Skalps zählt, also den Body Count von Menschen, die ich von den Fesseln der Religion befreit habe. Ich habe zu viel an schädlichen Wirkungen der kath. Kirche erlebt, als dass ich da noch irgendwelche Rücksichten auf die Gefühle einzelner Gläubiger nehmen könnte. Der Protest von Frau Witt ist aus meiner Sicht kindlich-verspielt *lach*, aber er wirkt, nur das zählt.
Was obszön ist, hat Herbert Marcuse gesagt, sinngemäß: Es ist nicht der Sex, sondern der Krieg. Aber das ist schon mehr als 40 Jahre her. Wenn ich bedenke, dass die meisten Nazis ungeschoren davon gekommen sind, würde ich selbst dann Josephine mit einem Lächeln bedenken, wenn sie Meisner vor laufender Kamera an den Schniedel gegriffen und ihn zum Sex aufgefordert hätte. Ich meine das im Ernst.
Ich hoffe, dass sie nicht denselben Weg geht, wie die APO über Bader und Meinhof zur RAF und dem 2. Juni. Und selbst für die hatte ich anfangs eine gewisse Sympathie, wie auch Böll und Prof. Brückner. Ich gebe das ganz offen zu.
Ich leide mit der Angst von Menschen vor der Hölle, die die Menschen im Mittelalter manchmal zu Eingeständnissen in Hexenprozessen getrieben hat, so dass sie freiwillig auf den Scheiterhaufen gingen. Aber ich habe diese Ängste nicht. In meinen Augen steht die kath. Kirche in der Nachfolge der übelsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte, wenn man von den Nazis absieht. Also: Die Kreuzzüge, die Reconquista, die Eroberung von Lateinamerika, immer wurden höherstehende Kulturen im Zeichen des Kreuzes zerstört. Da ist mir JEDES Mittel Recht, die Menschen von dieser Plage zu befreien.
Und wenn die Protestanten kommen und sagen: Wir aber nicht, das waren die anderen, dann zitiere ich Luther „Das Hexlein muss brennen“ und seinen Judenhass und verweise auf den Hexenwahn in Augsburg Anfang des 17. Jhdts, der Augsburger Senat war überwiegend von Protestanten besetzt.
Alle meine Freunde sind Atheisten, weil sie in den Naturwissenschaften groß wurden, aber ich bin der radikalste, das sage ich gelegentlich als Warnung. Ich kenne K.- H. Deschner, der berichtet, dass im Mittelalter Ordensfrauen in einer religiös-sexuell betonten Verzückung das Waschwasser von Pestkranken tranken. Und die Verirrungen der Mönche sind selbst für Anhänger von sm aufregend. Manche Frauenklöster hatten Friedhöfe für Neugeborene, weil sie nicht effektiv abtreiben konnten. Und dann dieses scheinheilige Geklingel der Kirche heute bei Abtreibung und PID, es graust mir vor soviel Verlogenheit. Da ist doch, was Frau Witt treibt, eher harmlos.
Und nun der Beitrag, der im SPIEGEL stehen sollte:
„Josephine, Du bist eine Streubombe! Du hast Deinen Protest in einer unglaublich medienwirksamen Form zum optimalen Zeitpunkt vorgetragen, das hat Rudi Dutschke mit anderer Zielrichtung 1968 zu Weihnachten in der Kaiser-Wilhelm Gedächtniskirche in Berlin auch getan, er war aber gläubiger Christ. Ein protestantischer Theologe hat die Aktion verteidigt, Prof. Ernst Käsemann in Tübingen. Danach zu fragen, ob du dich für Gott hältst, ist so schief, dass die alberne Frage für einen SPIEGEL-Reporter vermutlich das Ende seiner Karriere bedeutet.
Gegen diese Kirche, die in 2000 Jahren unzählige Menschen ermordet, gefoltert und brutal zum Schweigen gebracht hat, die die Waffen auf allen Seiten gesegnet und in Chile, Argentinien, Portugal, Spanien, Italien und Deutschland mit faschistischen Diktaturen zusammengearbeitet hat, die die Wissenschaft behindert und die Frauen unterdrückt hat, die die Hölle erfunden hat, erübrigt sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der Mittel, da ist jeder Protest zu schwach.
Ob dein Einsatz geschmacklos war, interessiert mich nicht, er hat gewirkt. Es ist ein Protest, Punktum. Lieber würde ich sagen: Klappe zu, Protest geglückt, Kirche tot. Besonders das Letztere.
Ich würde dir sogar finanziell helfen, wenn du Schwierigkeiten hast, aber meine Mittel sind bescheiden, und du wirst eine Rechtsschutzversicherung haben. Selbst gutartige Anwälte sind Haie, die verdienen aber daran, dass dein Fall Publicity mit sich bringt.
Jean.amery@gmx.com
ich habe Jean Amery immer verehrt, er ist ein leuchtendes Idol in schlimmer Zeit. Seine Adresse ist ein alias auf meine echte, mit der schreibe ich zurück. Wenn du nicht schreibst, kriege ich einen psychischen Schaden *lach*
Es werden dir sicher viele Menschen beistehen, selbst wenn es nur 5 % der denkenden Bevölkerung sind. Aber die schweigende Mehrheit bleibt gefährlich, die hat 1933 Hitler gewählt. Freiheitlich gesonnene Juristen haben 1962 in Marburg/ L. die fristlose Kündigung einer Studentin in einem Studentenheim gekippt, als sie mit ihrem Freund von der Putzfrau im Bett angetroffen wurde. Ich glaube, die beiden hatten sich auf die Klausur in Anatomie vorbereitet und waren gerade beim praktischen Teil. *lach*
Dieses Zerstören alter, gefährlicher Traditionen wollen wir fortführen! Hasta la victoria siempre! Überleg dir eine Pose, falls dein Prozess öffentlich ist, du musst dich nicht schamhaft verstecken, wie die Zschäpe, du hast nichts Unrechtes getan. Ich werde in der hintersten Reihe sitzen und abwechselnd Plakate von Che, Rudi und meiner Cousine hochhalten, damit du das Gelaber des Richters unbeschadet überstehst. Mal sehen, ob DrMcCoy weiß, wer meine Cousine ist. Sie heißt mit Vornamen so, wie die junge Frau im Homo Faber. Und der Nachname steht in diesem Text.
Dass Josephine gedemütigt wurde, glaube ich nicht. Ich kann dir eine ganz andere Erklärung bieten. Ich war immer der Zweitkleinste in der Schule und ohne Anstrengung immer der Klassenbeste. Ich habe angefangen, mich zu prügeln, dann habe ich die Lehrer attackiert, um das Etikett Streber loszuwerden. Es war drei Jahre harter Arbeit, bis sie mich relegierten. Danach habe ich diesen Stil, immer vorn zu sein, beibehalten, ich bin geklettert, habe große Skitouren gemacht, bin Wildwasser gefahren. Am Schluss – in den letzten 10 Jahren – habe ich in den Foren Frauen erfolgreich angemacht, die 20 Jahre jünger waren. Also mich hat nie jemand gedemütigt, ich wurde verhätschelt. Von Eltern, Lehrern, nur bei den Frauen hatte ich lange Zeit Schwierigkeiten, bis eine Lehrerin mich jenseits der 20 in der Wohnung meiner Eltern verführte, ich hätte es sonst nie geschafft.
Josephine ist meine geistige Enkelin. Im Augenblick kämpfe ich hier öffentlich, um sie zu einem Austausch zu bewegen. Sie wird mir erzählen, wo bei ihr die Triebfeder ihrer Auftritte ist. Ich werde ihr ein Schleifchen ins Haar binden, und dann wird sie ein ganz liebes kleines Mädchen. Wenn man sich keine Ziele mehr setzt, ist man tot. Ich bin noch nicht tot, ergo muss Josephine her.
Aber vielleicht wird es eine geistige Enttäuschung, so wie Bader für Jean Paul Sartre: Der ist extra nach Stammheim gefahren – Bader war ein geistiger Plattfuss, der nur bei Frauen gut ankam. Aber Sartre ist auch nicht der Klarste – bei einem Ziehvater wie Heidegger kann man das auch schwer werden. Gelle, Michael, das habe ich mir gerade erst bei Wiki angelesen *lach*
Via: femen.de
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