Amina Tyler: Femen-Mitglied bereut Nacktfotos nicht

Nach Nacktprotest Femen-Mitglied von eigenen Eltern entführt

Juliane Ziegengeist
«Mein Körper gehört mir und ist für niemanden eine Frage der Ehre»: Diesen Spruch hatte sich Amina Tyler auf die nackte Brust geschrieben und ein Foto online gestellt. Wenige Tage danach verschwand das erste Femen-Mitglied Tunesiens spurlos. Nun meldet sie sich zurück - und berichtet Schreckliches.



«Free Amina»: Auch im Internet kämpfte Femen um ihre Freilassung. 


«Free Amina»: Auch im Internet kämpfte Femen um ihre Freilassung.

Foto: news.de-Screenshot (femen.org)

Ihr Name ist Amina Tyler und ging um die Welt. Wochenlang war die tunesische Femen-Aktivistin verschwunden. In ihrem Heimatland hatte sie mit blanker Brust gegen die Unterdrückung der Frau protestiert - und damit den Zorn vieler Offizieller, aber auch Bürger auf sich gezogen. Ein konservativer Prediger forderte sogar ihre Steinigung.

Nun ist ein Video aufgetaucht, das einen Chat von Amina mit einer der Femen-Gründerinnen, Inna Shevchenko, zeigt. Darin schildert die Tunesierin, was ihr widerfuhr. Ihre eigene Familie habe sie verschleppt und festgehalten. Im Haus ihrer Tante sei sie geschlagen worden; bei ihrer Großmutter habe man sie gezwungen, sich auszuziehen - um zu beweisen, dass sie noch unberührt ist.

Auch zum Therapeuten sei Amina zitiert worden. Ihre Eltern hätten ihr einbläuen wollen, dass ihre Nacktaktion falsch war. «Sie legten mir die Hände auf den Kopf und lasen aus dem Koran. Dabei bin ich Atheistin», sagt sie. Medikamente sollten sie schließlich ruhig stellen.

Muslimas initiieren Anti-Femen-Bewegung

Später gelang Amina die Flucht. Noch immer sei sie in Tunesien. Und wolle dort weiter protestieren - auch oben ohne. «Ich bereue die Bilder nicht», versichert sie selbstbewusst. Von ihren Femen-Kolleginnen genießt sie selbstredend volle Unterstützung: «Wir lieben dich Amina, wir sind stolz auf dich. Lass uns weiter kämpfen», sagt Shevchenko.

Noch als von Amina jede Spur fehlte, hatte Femen den «Topless Jihad Day» ins Leben gerufen und vor religiösen Einrichtungen in mehreren europäischen Städten barbusig für ihre Freilassung demonstriert. Doch statt mit Solidarität reagierten viele muslimische Frauen, um deren Freiheit es ja eigentlich gehen sollte, mit Unverständnis.

Sympathie mit der russischen Punkband «Pussy Riot» zeigen die Demonstrantinnen von Femen, die mit blankem Busen auf Missstände aufmerksam machen. (Foto)
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Es gründete sich die Protestgruppe «Muslim Women Against Femen»; unter dem Hashtag #MuslimaPride entbrannte auf Twitter eine Anti-Femen-Bewegung. Grund des Ärgers: Die Muslimas fühlen sich als hilflos stereotypisiert und von Femen bevormundet. Sie könnten sehr gut für sich selbst sprechen. Und zwar ohne Nacktheit.

Läuft Femen die Zielgruppe weg?

Als Gegenmodell zu Femen demonstrieren sie deshalb völlig bekleidet und zumeist auch mit Kopftuch. Auf ihren Plakaten steht «Nacktheit befreit mich nicht. Ich muss nicht befreit werden» oder «Ich bin frei». Femen-Gesicht Shevchenko sieht sich dadurch nicht etwa verschreckt, sondern sogar bestätigt. Die Frauen wüssten nicht, wie unfrei sie seien, oder leugneten es, erklärte sie der Huffington Post.

Damit wird sie sich bei muslimischen Frauen keine Freunde machen. Ist es doch genau das, was sie stört: der Anspruch, andere emanzipieren zu müssen, und die Ignoranz gegenüber fremden kulturellen Gepflogenheiten.

Amina Tyler dürfte es in ihrem Heimatland folglich schwer haben, Femen zu etablieren - wenn sogar die eigene Zielgruppe sagt «Wir brauchen euch nicht». Dialog klingt jedenfalls anders. Ans Aufgeben denkt das erste tunesische Femen-Mitglied dennoch nicht. «Ich will das weiterführen, was ich hier begonnen habe - in Tunesien. Danach gehe ich», sagt sie.

Von news.de-Redakteurin Juliane Ziegengeist

Via: news.de


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