Sie sitzt in Untersuchungshaft und muss vielleicht für sechs Monate ins Gefängnis – weil sie ihren blanken Busen gezeigt hat! Femen-Aktivistin Josephine W. (19) aus Bergedorf reiste nach Tunesien, um dort für die Freilassung einer Mitstreiterin zu kämpfen. Wegen des Busen-Blitzers ist die Studentin seit acht Tagen in Haft, gestern gab es die erste gerichtliche Anhörung.
„Ich mache mir große Sorgen um Josephine. Gleichzeitig bin ich voller Hoffnung, dass sie nicht bestraft wird und stattdessen des Landes verwiesen wird“, sagt Irina Khanova (33) von der Hamburger Femen-Gruppe. Die Feministinnen protestieren barbusig gegen die Unterdrückung von Frauen, die Bewegung begann in der Ukraine und breitete sich von dort aus.
Josephine W. reiste mit zwei französischen Aktivistinnen nach Tunis, um für die Freilassung von Amina Sboui (18) zu kämpfen. Deren Verbrechen: Die Tunesierin hatte das Wort „Femen“ auf eine Mauer in der Nähe eines Friedhofs von Tunis geschrieben, weil sich dort Islamisten versammeln wollten.
Am Mittwoch vor einer Woche zogen Josephine und die Französinnen vor dem Justizpalast in Tunis blank, schreiend hielten sie Schilder mit der Aufschrift „Free Amina now“ (Sofortige Freiheit für Amina) hoch. So viel nackte Haut war zu viel für die tunesische Polizei – die Frauen landeten in einem militärischen Untersuchungsgefängnis.
Von dort gibt es beunruhigende Berichte. Es heißt, dass Frauen dort in schmutzigen Gemeinschaftszellen hausen und nicht duschen dürfen. Josephine W. wird von der deutschen Botschaft in Tunis betreut, deren Mitarbeiter sie in Haft besuchen.
Viel Aufregung für eine 19-Jährige. Die Hamburger Philosophie-Studentin ist erst seit Anfang des Jahres bei Femen. Schon an mehreren spektakulären Aktionen hat sie sich beteiligt. Halbnackt protestierte sie gegen ein NPD-Treffen in Berlin und gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin in Hannover.
„Beim ersten Femen-Protest in einem arabischen Land dabei zu sein, war Josephine sehr wichtig. Die Geschichte von Amina hat sie sehr erschüttert“, sagt Irina Khanova aus Hamburg. Josephine selbst hat ihre Motivation einmal so erklärt: „Gleichberechtigung ist nichts, was man geschenkt bekommt. Dafür muss man einstehen und etwas tun.“
Vor Gericht machte Josephine W. gestern einen gefassten Eindruck. Die drei Frauen trugen Kopftuch. Sie müssen sich wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses und Sittlichkeitsvergehen verantworten. „Sich auszuziehen, ist nicht einfach nur schockierend, sondern auch gegen das Gesetz“, sagte Souheib Bahri, einer der Anwälte zu „NDR Info“. Der Richter sollte entscheiden, ob sie freikommen – oder ob ihnen der Prozess gemacht wird. Vor dem Gericht protestierten gläubige Muslime gegen Femen.
Am Nachmittag entschied der Richter, den Prozess bis zum 12. Juni zu vertagen. Bei der nächsten Sitzung will er entscheiden, ob diverse islamische Gruppen als zivile Nebenkläger zum Prozess zugelassen werden. Das tunesische Gesetz erlaubt dies. Josephine W. und die zwei Französinnen müssen weiter in U-Haft bleiben. Der Antrag ihres Anwalts, sie auf Kaution freizulassen, wurde abgelehnt.
Die Femen-Gruppe Deutschland hofft, dass ihre inhaftierten Schwestern bald freikommen. Sie sammelt bereits Geld für die Rückflüge.
Via: mopo.de
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