Barbies, Beyoncé und die Feministinnen

Wenn man mit Kindern Filme schaut, gibt es oft Diskussionen darüber, wer denn nun der Gute und wer der Böse ist. Irgendwann muss man ihnen dann erklären, dass es in Filmen nicht eigentlich um Gut und Böse gibt, sondern darum, mit wem und was man sich identifiziert. Und wie man mit anderen umgeht.

Dies erzähle ich, weil mich manche feministische Diskussionen an einen Kinderfilm erinnern. Oder eher das kindliche Bedürfnis, auf der Seite des «Guten» zu streiten. In Berlin etwa bekamen sich bei der Eröffnung des «Barbie-Dreamhouse» feministische Gruppen in die Haare. Es gab Frauen von «Occupy Barbie Dreamhouse», einer Gruppe der Linksjugend, es gab Bloggerinnen, Journalistinnen und Aktivistinnen verschiedener feministisch gesinnter Publikationen. Alles verlief beschaulich, als eine Femen-Aktivistin auftauchte, ein Kreuz in Brand steckte, sich fotografieren und dann von den Mitarbeitern des Barbiehauses überwältigen liess. Weil dabei eine ältere Dame umgeschubst wurde, titelte die Presse: «Protest am Barbiehaus, eine Verletzte».

Dies wiederum erzürnte die Gruppe Pinkstinks, man veröffentlichte ein Statement und erläuterte, warum der Auftritt der Femen-Aktivistin total daneben gewesen sei. Hier die friedlichen Feministinnen, aufklärend und freundlich unterwegs, mit Musik und Schildern, «die jeder mal halten durfte (‹Mitmachdemo!›)», da die randalierenden Barbusigen von Femen mit ihrer obskuren Symbolik, beliebig im Inhalt, solange sie bildtauglich ist, und machen alles kaputt. Chaoten, nicht vermummt sondern nackt, die mit ihrer erratischen Symbolik und medialen Proteststrategie das friedliche Image gesitteter Feministinnen sabotieren.

Hier zeigt sich ein weit verbreitetes Missverständnis. Feminismus ist keine Ideologie, keine Marke. Es gibt kein richtig oder falsch, weil seine Ausprägungen so verschieden sind, wie die Frauen, die ihn vertreten. Er ist als grundsätzliches Bekenntnis zur Gleichrangigkeit der Geschlechter zu verstehen. Dazu, dass Frauen zwar nicht gleich sind wie Männer, aber gleichwertig. Und nicht minderwertig. Aber Feminismus kann nicht als Label für das Gute im Gegensatz zum Bösen verstanden werden.

Es geht hier um Deutungshoheit, die Frage, wie richtiger Feminismus geht. Man kann die Protestformen von Femen kritisieren, aber sind sie deswegen «falsche» Feministinnen? Gehören sie etwa doch zu den Bösen? So wie Beyoncé, die mit steigendem Ruhm und öffentlich zelebrierten Babyglück ins Fadenkreuz feministischer Kritik geraten ist. Ihr wird vorgeworfen, dass sie ihre Shows in Kostümen aus Bein und Bling Bling absolviert, dass sie stereotype Rollenmodelle zelebriere, dass sie ihren «Bitches» befiehlt, den Rücken zu beugen, dass sie den Namen ihres Mannes angenommen hat und ihre Tour «The Mrs Carter Show World Tour» genannt hat. Eine Autorin beklagte sich sogar bei Michelle Obama darüber und verlangte davon abzusehen, sie weiter als weibliches Vorbild zu nennen. Beyoncé ist vielleicht nicht edelmütig und gut, aber sie ist sagenhaft erfolgreich und wirkt nicht so, als ob sie nicht ganz gut für sich selbst sorgen und ihre Pläne verwirklichen könnte. Und managt daneben eine Familie. Wie kann das nicht feministisch sein? Dasselbe mit der medialen Strategie von Femen. Sie wollen die Popstars unter den Feministinnen sein? Dazu haben sie genau so das Recht wie jene, die gerne mit Plakaten durch die Strassen ziehen. Ist ja schliesslich kein Kinderfilm.

Via: blog.derbund.ch


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