Polizeibeamte nehmen protestierende Femen-Aktivistinnen vor dem Bundeskanzleramt in Berlin in Gewahrsam. Die Frauen demonstrierten unter anderem für die Freilassung der in Tunesien inhaftierten Gesinnungsgenossin Josephine Witt. Foto: Kay Nietfeld/dpa
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Berlin. Angela Merkel zuckt zusammen und dreht sich hektisch weg. Nur kein Foto mit diesen nackten Brüsten, scheint die Bundeskanzlerin zu denken. Etwas ungelenk versucht sie, unter einer Absperr-Kordel durchzuschlüpfen. Sekunden zuvor haben Femen-Frauen in Berlin ihre Brüste entblößt. Merkel lächelt den Zwischenfall am Donnerstagabend auf einem Sommerfest von Film- und Fernsehproduzenten professionell weg. Doch die Aktivistinnen der Frauenrechtsgruppe Femen haben es wieder einmal geschafft. Ihre Oben-Ohne-Fotos – auch ohne Merkel – sind überall.
Und solche Fotos häufen sich: bei Heidi Klums Finalshow von „Germany’s Next Topmodel“, auf dem roten Teppich der Berlinale, beim Weltwirtschaftsforum. Merkel hat bereits Bekanntschaft mit Protestaktionen der Femen gemacht: Im April stürmten fünf entblößte Frauen in Hannover auf die Kanzlerin und den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu. Die Spektakel dauern jedes Mal nur Sekunden, dann haben Sicherheitsleute die Frauen abgedrängt.
Der nackte Protest macht neugierig
Doch die nackten Brüste ziehen auch in Sekunden die Blicke an. Lenken sie nicht von der Botschaft ab? Das glaube sie nicht, sagt Femen-Aktivistin Theresa Lehmann. Ihr Protest habe schon Steine ins Rollen gebracht. Auf dem Produzentenfest in Berlin hat er zumindest neugierig gemacht. „Ich finde das interessant“, sagt Schauspielerin Christine Neubauer. Sie habe die Schrift aber nicht lesen können. „Da waren die Herren schon dazwischen gesprungen.“
„Frauen sind noch immer Sklaven“, begründete die selbsternannte „Sextremistin“ Alexandra Schewtschenko vor kurzem ihren barbusigen Kampf. Aktivistin Josephine Witt, die in Tunesien im Gefängnis sitzt, sagte „Zeit Campus“, die Brüste seien ihre Waffen gegen Menschenhandel, die Romantisierung der Sexindustrie und „hinterwäldlerische Familienpolitik in Deutschland“. Neuerdings ziehen die Femen auch gegen Islamismus und die angebliche Unterdrückung muslimischer Frauen ihre T-Shirts aus.
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Via: mittelbayerische.de
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