Brüssel (WB). Der Bielefelder EU-Europaabgeordnete Elmar Brok (66) ist in Brüssel von einer Aktivistin der ukrainischen Frauenrechtsgruppe »Femen« angegriffen und beschimpft worden.
Vorwurf der Frauengruppe: Brok habe angeblich in der Ukraine ein Bordell besucht. Laut EU-Botschaft in Kiew sind die Vorwürfe vollkommen haltlos. Brok vermutet, dass ihn die ukrainische Regierung mit diesen Anschuldigungen diskreditieren will.
Brok engagiert sich als Vorsitzender des Außenausschusses des EU-Parlaments für die inhaftierte ukrainische Oppositionsführerin Julia Timoschenko. Die in der Ukraine gegen ihn losgetretene Kampagne sei der »Versuch, mich im Kampf für Timoschenko und andere Inhaftierte kaltzustellen«, sagte Brok.
Der EU-Parlamentarier wurde von der »Femen«-Gruppe offenbar gezielt in eine Falle gelockt. Bereits vor gut einer Woche erreichte ihn eine Interviewanfrage, die angeblich vom Fernsehsender »France 2« stammte. Ein Termin wurde für 19 Uhr am Donnerstag vergangener Woche im Gebäude des EU-Parlaments vereinbart.
Doch kurz vor dem Termin melden sich die angeblichen Journalisten in Broks Büro: Sie hätten ihre Akkreditierung vergessen – ob man das Interview auch draußen vor dem Parlamentsgebäude führen könne. Brok willigt ein, wird aber stutzig, weil das angebliche TV-Team nur aus zwei Leuten mit einer Minikamera besteht.
Sekunden später stürmt eine halbnackte Frau auf den EU-Abgeordneten zu, schlägt mit den Fäusten auf ihn ein und reißt an seiner Krawatte, während die angeblichen TV-Journalisten die Szene filmen. Auf ihren nackten Oberkörper hat die Frau die Worte »Ukraine is not your brothel« (»Die Ukraine ist nicht dein Bordell«) gemalt. Nach wenigen Augenblicken geht ein Sicherheitsmann dazwischen, die Frau wird später festgenommen. Es handelt sich nach Angaben von »Femen« um die Mitbegründerin Alexandra Schewtschenko (24).
Auf freiem Fuß bleibt das angebliche TV-Team, das offenbar ebenfalls mit »Femen« in Verbindung steht. Ein Video, das den Angriff auf Brok zeigt, steht seit kurzem auf der Internetseite von »Femen«.
»Die Vorwürfe gegen mich waren zuerst auf der Internetseite eines Mitglieds der ›Partei der Regionen‹ veröffentlicht worden«, sagt Brok. Die »Partei der Regionen« ist die politische Heimat des umstrittenen ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch. Die feministische Gruppe »Femen« sei dieser Desinformation aufgesessen und werde nun gegen ihn benutzt , meint Brok.
Dabei geht es um das Gerücht, Brok habe während eines Ukraine-Besuchs am 20. Dezember ein Bordell besucht und sich abfällig über ukrainische Frauen geäußert. Nach einer am Freitag veröffentlichten Erklärung der EU-Botschaft in Kiew sind die Anschuldigungen jedoch Unsinn. Während des gesamten Besuchstags habe Brok ein dichtes Programm absolviert und sei dabei die ganze Zeit vom Botschafter und von Vertretern der Botschaft begleitet worden, und zwar von der Landung morgens bis zum Abflug abends am selben Tag. Brok sprach unter anderem mit dem ukrainischen Premierminister und Vertretern der Oppostion. "Alle Anschuldigungen gegen Herrn Brok sind falsch", heißt es in der Erklärung der Botschaft weiter. Brok war morgens von Moskau nach Kiew geflogen, abends ging es weiter nach Tiflis.
Der Abgeordnete will sich trotz des Vorfalls weiter für Julia Timoschenko und andere Oppositionelle engagieren und auch in die Ukraine reisen. "Ich lasse mich nicht einschüchtern", sagt Brok.
Die Redaktion verzichtet an dieser Stelle bewusst auf eine Verlinkung auf das von »Femen« im Internet veröffentlichte Video, das beim Angriff auf Elmar Brok entstanden ist.
Via: westfalen-blatt.de
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