Enttäuschung für Femen-Frau | Josephine W. bleibt im Tunis-Knast

Tunis – Sie kämpfte für ein junges Mädchen, das in Tunesien im Knast sitzt. Dafür flog die Hamburger Femen-Aktivistin Josephine W. (19) nach Tunis, zeigte vor dem Justizpalast ihren nackten Busen – und wurde selbst verhaftet. Die Strafe: vier Monate Knast.

Am Freitag begann nun das Berufungsverfahren in der tunesischen Hauptstadt. Josephine W. und zwei weitere angeklagte französische Aktivistinnen hatten im Vorfeld auf eine Verkürzung der Haftstrafe gehofft.

Aber: Nach wenigen Stunden wurde das Verfahren vertagt! Die Folge: Die Frauen müssen im Knast bleiben!

Warum die zähe Verhandlung?

Im Gerichtsaal war es diesmal zu Wortgefechten gekommen. Ein Anwalt der Nebenklage, der 15 konservative und radikal-islamische Gruppierungen vertritt, sagte: „Ausländische Kräfte, wie die deutsche und französische Botschaft, wollen diesen Prozess und das tunesische Rechtssystem beeinflussen! Das wird gefährliche Konsequenzen haben!“

Leila Ben Dheba, Verteidiger der Femen-Aktivistinnen: „Das ist eine Drohung! Welche Konsequenzen meinen Sie? Sollen wir ermordet werden?“

Der Richter zeigte sich von dem Schlagabtausch unbeeindruckt, der Prozess soll am 26. Juni fortgesetzt werden.

Der Fall Amina S.

Tunis, Ende Mai: Mit zwei französischen Aktivistinnen reist Josephine W. in die tunesische Hauptstadt, zieht sich vor dem Justizpalast aus und zeigt ihre Forderung: „Breasts feed Revolution!“ („Brüste füttern die Revolution!“).

Grund für die Aktion: Die Frauen wollen auf das Schicksal einer tunesischen Mitstreiterin aufmerksam machen. Amina S. (18) hatte Mein Körper gehört mir und ist für niemanden eine Frage der Ehre auf ihren nackten Oberkörper geschrieben, die Fotos bei Facebook gepostet. Konservative gingen auf die Barrikaden, Amina S. wurde verhaftet.

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Josephine W. (r.) vor dem Justizministerium in Tunis
Josephine W. (r.) vor dem Justizministerium in Tunis

„Es war ein politischer Akt, ein symbolischer Protest“, erklärt Josephine W. ihre Aktion schließlich vor Gericht. „Kein sexueller Akt, der Moslems verletzen soll.“

Trotzdem entschied der Richter Anfang Juni: Vier Monate Gefängnis! Kurz danach wurden Details zu den Haftbedingungen der Femen-Aktivisten bekannt. Die drei Frauen sitzen im Frauengefängnis Manouba westlich der Hauptstadt Tunis. Dort müssen sie sich eine Zelle mit 27 weiteren Inhaftierten teilen.

„Natürlich ist das Ganze nicht einfach, Josephine W. ist schockiert und hat mit einem so harten Urteil nicht gerechnet”, sagt der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung Markus Löning (FDP) nach einem Besuch im Gefängnis zu BILD.

Vor ihrer Reise nach Tunesien hatte Josephine W. ZEIT CAMPUS ein Interview gegeben: „Bei Femen geht es uns um die Frage, wem in der Gesellschaft der Körper der Frau gehört.“ Die Aktivistin: „Wenn wir nackt auf die Straße gehen, tun wir das selbstbewusst und selbstbestimmt. Wir unterstreichen damit die Kontrolle über unseren eigenen Körper.“

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Via: bild.de


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