Mit blanken Brüsten hat sie gegen Zwangsprostitution und für die Rechte der Frauen demonstriert: auf der Reeperbahn in Hamburg und in der Sendung Germany‘s Next Top Model von Heidi Klum. Als Mitbegründerin des deutschen Ablegers der ukrainischen Frauenbewegung Femen sorgte Zana Ramadani aus Wilnsdorf-Wilden vor drei Jahren für Furore. Heute lebt die 32-jährige in Berlin und wettert gegen islamische Werte.
Wo steht Femen in Deutschland heute?
Zana Ramadani: Die Gruppe ist eingeschlafen. Am Ende waren es Töchter aus gutbürgerlichen Kreisen, die mit ihrem nackten Busen in die Medien wollten. Nur dafür haben sie sich ausgezogen. Dass eine Protestaktion durchdacht sein will, wollte niemand hören. Nicht zuletzt wollten sie anonym bleiben, nicht zu ihrem Engagement stehen.
Sie zeigen sich solidarisch mit ihren verhafteten Mitstreiterinnen in Tunesien - und entblößen dafür ihre Körper.
Wilnsdorf haben Sie auch den Rücken gekehrt?
Ramadani: Ja. Anfang 2014. Es ist damals viel zusammengekommen.
Was denn?
Ramadani: Als Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte in einer Kanzlei gab es einen Wechsel des Besitzers und danach die Kündigung. Auch habe ich mich von meinem Mann getrennt. 2009 hatten wir geheiratet.
Hatte das mit Femen zu tun?
Ramadani: Indirekt. Ich habe mich weiterentwickelt. Insgesamt waren wir 12 Jahre zusammen. Ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass wir uns beim Eintreten für eine gleichberechtigte Partnerschaft auf Augenhöhe bewegen.
Wovon leben Sie heute?
Ramadani: Von meinem Ersparten. Für mich ist es ganz schwer, einen neuen Job zu bekommen. Von der Teilnahme an Podiumsdiskussionen oder Workshops kann ich nicht leben.
Als Streitgespräch über die Familienpolitik im 21. Jahrhundert wird der Abend im Spandauer Saal der Siegerlandhalle angekündigt.
Woran liegt es, glauben Sie?
Ramadani: Die Personalchefs googeln mich. Meine Arbeit bei Femen finden viele toll und richtig, aber einstellen will mich niemand. Dabei habe ich als Aktivistin nie jemanden angegriffen, nie ein Bußgeld bezahlt. Das ist absurd. Mich macht es rat- und sprachlos.
Von der Jungen Union haben Sie sich ebenfalls verabschiedet?
Ramadani: Ja, die sollen erst einmal erwachsen werden. Mich wurmt es, dass junge Männer wie Paul Ziemiak aus Iserlohn in der CDU besonders gefördert werden. Sie sind stromlinienförmig unterwegs, ecken nicht an. Frauen mit einem eigenen Kopf haben es schwer, werden kalt gestellt und tauchen bei Wahlen auf keiner Liste auf. Gleichwohl bin und bleibe ich CDU-Mitglied.
Dass Männer besonders gefördert werden, muss Ihnen bekannt vorkommen?
Ramadani: Das hat in meiner muslimischen Familie angefangen. Mein Bruder ist von meiner Mutter total verwöhnt worden. Er durfte machen, was er wollte. Ich als Mädchen bin total streng erzogen worden. Ohne Freiheiten. Wenn ich als kleines Mädchen mit Jungs im Sandkasten gespielt habe, hat sie mich als Dreck oder Hure beschimpft. Die Bedeutung der Beschimpfung war mir damals nicht klar.
Mit der Familie haben Sie gebrochen?
Ramadani: Ich habe mich über viele Jahre von ihr emanzipiert. Es war ein harter Kampf. Von entfernten Familienangehörigen bekomme ich bis heute Hass-Mails. Mit meinen Eltern gibt es losen Kontakt.
Ist die Prägung in Ihrer Kindheit ein Grund mit für ihre Wut auf die muslimischen Frauen?
Ramadani: Natürlich. Das hat mich geprägt. Ich rege mich besonders über die Mütter auf.
Was machen sie falsch?
Ramadani: Sie trichtern ihren Töchtern ein, Frauen sind Bedienstete, Frauen sind Sklavinnen. Wir sind Ware. Wir müssen gefügig sein und uns züchtig benehmen. Wehe wenn wir einem Mann zu lange in die Augen schauen oder einen kurzen Rock tragen, dann wollen wir ihn erregen. Deshalb müssen wir uns verhüllen. Das ist inakzeptabel. Im Umkehrschluss bedeutet das für die Zivilgesellschaft, Männer sind triebgesteuerte Vergewaltiger. Ein Irrsinn, gleichermaßen für Männer wie Frauen.
Machen die muslimischen Mütter ihre Söhne zu Tätern? Wie bei den Übergriffen in der Kölner Silvesternacht?
Ramadani: Ja auch. Weil die muslimischen Männer von klein auf von ihnen mit diesem archaischen Gesellschaftsbild erzogen werden. Der Sohn ist der Prinz, die Tochter das Aschenputtel. Die Mütter haben das, obwohl sie selbst darunter gelitten haben, verinnerlicht und geben es weiter.
Was muss sich also im Land ändern?
Ramadani: Allen muss klar sein, das hat etwas mit dem Islam und dessen Traditionen zu tun. Ziel muss es sein, den Frauen den Wandel zu westlichen Werten näherzubringen und sie zu emanzipieren.
Wie soll das gehen?
Ramadani: Wir müssen die Frauen gegenüber ihren Männer stärken. Wir müssen ihnen klar machen, dass sie nicht länger die Werte ihres Gastlandes verachten dürfen, im gleichen Atemzug aber dessen Vorteile nutzen wollen. Das ist Erziehungsarbeit, die von staatlicher Seite betrieben werden muss. Falsche Toleranz gegenüber dem Islam ist eine Sackgasse.
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