Vatikanstadt. Auf dem Petersplatz in Rom hat eine Aktivistin der Feministinnen-Gruppe Femen barbusig gegen die römisch-katholische Kirche protestiert. Die Frau kletterte am Donnerstag über die Metallabsperrungen in die Krippe, wie Augenzeugen berichteten. Dort zog sie ihr T-Shirt aus und zeigte ihre Brust, auf der geschrieben stand "God is woman" (Gott ist eine Frau).
Die Aktivistin wurde sogleich von Polizisten abgeführt. Der Vorfall ereignete sich am frühen Nachmittag, einige Zeit nachdem Papst Franziskus zum Weihnachtsfest den Segen "Urbi et orbi" (der Stadt und dem Erdkreis) auf dem Petersplatz gespendet hatte. Viele Gläubige waren jedoch noch auf dem Platz im Zentrum von Rom versammelt.
Es ist nicht das erste Mal, dass Femen gegen den Vatikan protestiert. Die Feministinnen verurteilen unter anderem die ablehnende Haltung der katholischen Kirche zur Abtreibung.
Urbi et Orbi
Auch der Papst war am Christtag auf dem Petersplatz. Er rief in seiner Botschaft zum Segen Urbi et Orbi zu Frieden im Nahen Osten, im Irak, in der Ukraine aber auch in Zentralafrika und im Südsudan aufgerufen. Vor über 100.000 Personen auf dem Petersplatz wünschte der Papst allen Menschen, dass sie Gottes Nähe spüren. "Jesus ist das Heil für jeden Menschen und für alle Völker", so der Papst.
In seiner Weihnachtsbotschaft gedachte der Papst aller leidenden, verfolgten und bedürftigen Menschen in Konflikt- und Notstandsgebieten auf dem gesamten Globus: "In der Tat gibt es zu diesem Weihnachten viele Tränen zusammen mit den Tränen des Jesuskindes", sagte der Heilige Vater.
Die ersten Friedenswünsche seiner Weihnachtsbotschaft richtete der Papst an den Irak und Syrien, um ein Ende der Gewalt und um Zugang für humanitäre Hilfe zu erbitten. Weihnachten bringe den Flüchtlingen in allen Regionen der Welt Hoffnung und wandle Gleichgültigkeit in Nähe um.
"Gott öffne die Herzen der Menschen der Hoffnung und schenke Frieden in Nahost und im Heiligen Land. Gott unterstütze die Bemühungen derjenigen, die sich für den Dialog zwischen Israelis und Palästinensern einsetzen", betonte der 78-jährige Pontifex.
Für die aktuellen Krisengebiete des afrikanischen Kontinents forderte der Papst Dialog und ein Ende des Blutvergießens. Mit Blick auf die Ukraine bat der Papst um "Versöhnung und Brüderlichkeit" für das bürgerkriegsgeschüttelte Land und dass "Spannungen, Hass und Gewalt" dort ein Ende nähmen. Den Frieden wünschte der Heilige Vater auch der Zentralafrikanischen Republik, dem Südsudan, Kongo und Libyen, sowie den afrikanischen Ländern, die mit dem Ebola-Virus konfrontiert sind.
Der Papst appellierte mit bewegenden Worten zum Einsatz für Kinder, die Opfer von Ausbeutung, Hass und Gewalt sind. "Jesus schütze die Kinder! Zu viele von ihnen sind Opfer von Gewalt geworden, weil sie zum Gegenstand von Ausbeutung und Menschenhandel gemacht oder als Soldaten verdingt werden. Er gebe den Familien Trost, deren Kinder letzte Woche in Pakistan getötet wurden", sagte der Heilige Vater. Er warnte auch vor dem Übel der Abtreibung.
Begleitet wurde Papst Franziskus bei der Zeremonie neben dem emeritierten Kurienkardinal und Slowenen Franc Rode vom deutschen Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller. Es ist das zweite Weihnachtsfest des lateinamerikanischen Papstes in Rom.
Papst Franziskus hatte am Heiligen Abend mit der Christmette die Welt zu mehr Zärtlichkeit aufgerufen. Kinder unter anderem aus Italien, Südkorea und den Philippinen begleiteten den Pontifex beim Einzug in den Petersdom. Der aus Vorarlberg stammende Musikdirektor Manfred Honeck vom Pittsburgh Symphony Orchestra dirigierte bei der Messe Mozarts "Et incarnatus est". Draußen auf dem Petersplatz leuchtete feierlich der Weihnachtsbaum aus Kalabrien.
Via: wirtschaftsblatt.at
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