Jahre bevor sich das ukrainische Volk auf dem Maidan-Platz gegen Wiktor Janukowitsch erhob, kämpften Sascha Schewtschenko, Oxana Schatschko und Jana Schdanowa gegen die Regierung. Schewtschenko und Schatschko gehören zu den Gründerinnen der Frauenrechtsgruppe Femen, die sich mit ihren Oben-ohne-Demos weltweit medienwirksam für ihre Anliegen einsetzt. Obwohl sie sich im Exil befinden, beobachten die drei Ukrainerinnen die Geschehnisse in ihrer Heimat genau. 20 minutes hat mit ihnen gesprochen. Das Gespräch ist im Video oben auf Französisch zu sehen, im Folgenden der Text auf Deutsch.
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Femen-Gründerinnen fliehen aus UkraineDiese Putin-Freunde stehen auf der SanktionslisteSlowjansk ist die Stadt der Angst
Sascha Schewtschenko: Diese Revolution hat uns nicht sehr erstaunt. In den vergangenen sechs Jahren waren wir die einzigen, die gegen Janukowitsch und seine Entourage in der Regierung protestierten.
Oxana Schatschko: Alles, was wir erlebt haben, diese ganze Überwachung und so weiter, das traf danach alle. Wir erlebten den Vorgeschmack auf das, was das ukrainische Volk seit diesem Winter durchmacht. Wir waren die Ersten, die leiden mussten. Mit unseren Aktionen haben wir immer versucht, die Menschen aufzurütteln, weil wir Aktivistinnen schon am eigenen Leib erfahren haben, was hier abgeht. Während die anderen lange geschwiegen haben. Sie wollten das nicht sehen.
Schewtschenko: Unsere Herzen sind bei den Ukrainern, wir sind sehr stolz darauf, dass sich das ukrainische Volk endlich erhoben hat. Aber leider wird diese Revolution nichts verändern, weil die neue Regierung aus derselben Oligarchen- und Verbrecherbande stammt wie zuvor. Die Regierungsmitglieder haben nur ihre Masken ausgetauscht. Es sind dieselben Menschen. Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass die Ukraine unabhängig bleibt. In diesem Sinne: ‹Fuck you Putin›.
Schatschko: Wir rechnen nicht damit, dass Europa uns retten wird. Denn Europa interessiert sich nicht für die Ukraine, weder für die Politik noch für die Wirtschaft des Landes. Das erklärt, warum Europa passiv bleibt. Aber vielleicht ist das auch ganz gut. Denn es ist viel wirkungsvoller, wenn sich die Ukrainer selbst wiedervereinigen und einen starken und gegenüber beiden Seiten (Red: dem Westen und dem Osten) unabhängigen Staat bilden.
20 minutes: Wenn ihr jetzt in der Ukraine wärt, was würdet ihr machen?
Schatschko: Wir wären bereits im Gefängnis ...
Jana Schdanowa: ... oder lägen tot in den Wäldern.
Schatschko: Aber wenn wir weder tot noch im Gefängnis wären, dann wären wir sicher auf dem Maidan-Platz. Wir würden Aktionen gegen Putin und gegen die Oppositionsführer machen. Wir hoffen wirklich, dass in der Ukraine eine echte Demokratie entsteht.
Schewtschenko: Natürlich hoffen wir auch, dass die Ukraine gegen beide Seiten unabhängig wird. Dass sie weder Teil des paranoiden russischen Imperiums noch der Wirtschaftssklave Europas wird.
Schweizer Dokumentarfilm «Wir sind Femen»
Diese Woche waren Sascha Schewtschenko, Oxana Schatschko und Jana Schdanowa auf der Leinwand zu sehen. Die drei Ukrainerinnen sind Protagonistinnen des neuen Films «Wir sind Femen» des Neuenburgers Alain Margot, der am diesjährigen Dokumentarfilm-Festival Visions du Réel in Nyon gezeigt wurde.
Im Grossformat auf dem Videoportal
(Trailer zu «Wir sind Femen»)
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Via: 20min.ch
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