Femen in Tunesien – Eltern stecken Femen-Aktivistin in Psychiatrie

Die ukrainische Frauenrechtsbewegung Femen breitet sich allmählich auch in der Arabischen Welt aus. In Tunesien wird die 19-jährige #Amina von ihren Eltern in die Psychiatrie eingewiesen, weil sie mit nackten Brüsten demonstriert. Twitter-Nutzer wollen der jungen Frau helfen und rufen einen Aktionstag aus.

Das Schicksal einer tunesischen Frauenrechtlerin beschäftigt seit Tagen die Netzgemeinde : Amina ist 19 Jahre alt und will etwas in ihrem Land verändern. Deshalb schließt sie sich der ukrainischen Frauenrechtsgruppe Femen an, die seit zwei Jahren gegen die Unterdrückung von Frauen und politische Willkür der Männer demonstriert. Das Markenzeichen der Bewegung: Die Aktivistinnen zeigen grundsätzlich ihre nackten Brüste, um mehr Aufmerksamkeit zu erregen. Als Aminas Eltern von dem Engagement der Tochter erfahren, stecken sie die junge Frau in eine psychiatrische Klinik.

"Mein Körper gehört mir"

Erst seit ein paar Wochen gibt es die Gruppe Femen Tunisia auf Facebook. Amina und andere Aktivistinnen haben die Seite Anfang März ins Leben gerufen. Der Titel: "Unser Gott ist die Frau, unsere Mission Protest, unsere Waffen blanke Brüste". Dort veröffentlichten Unterstützerinnen Fotos, auf denen sie mit nackten Brüsten zu sehen sind. Dazu haben sie ihre Körper mit Sätzen wie "Mein Körper gehört mir" oder "Ich pfeife auf Eure Moralvorstellungen" beschrieben. "Die Nacktheit", so Amina, "ist wirksamer als ein einfaches Gespräch". Das sehen auch deutsche Femen-Aktivistinnen so: "Ohne unsere Topless-Aktionen würde sich doch überhaupt niemand für das interessieren, was wir sagen", erklärte Teresa Lenoard von Femen Germany kürzlich in einem Interview mit dieser Zeitung.

Schnell hat sich massiver Widerstand gegen die tunesische Femen-Gruppe geformt. Radikale Islamisten haben die Seite mehrmals angegriffen. Die Hacker übernahmen vor einigen Tagen die Kontrolle über die Facebook-Seite und ersetzten Bilder und Inhalte mit Lobpreisungen des islamischen Glaubens wie "Dank Gott haben wir diese unmoralische Seite gehackt" oder "Wenn Gott will, wird dieser Schmutz aus Tunesien verschwinden." Plötzlich sind auch Aminas Bilder verschwunden.

Mitglieder der Frauenrechtsgruppe Femen protestierten zum Start der Berlinale am Rande des roten Teppichs gegen die weibliche Genitalverstümmelung. Die Polizei nimmt vier Frauen kurzfristig in Polizeigewahrsam (07.02.2013).

Foto: REUTERS

Priester fordert Steinigung

Medienberichten zufolge ist die Mitbegründerin der tunesischen Femen-Gruppe von ihren Eltern in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden, nachdem diese von den nackten Protestfotos erfahren hatten. Eine Bekannte habe mehrmals vergeblich versucht Amina zu erreichen. Die Eltern verhinderten angeblich jeglichen Kontakt zu ihrer Tochter und schotten sie von der Außenwelt ab.

Am 16. März war die junge Frauenrechtlerin in einem tunesischen TV-Interview zu sehen. In der Talkshow "Labes" erzählte sie dem Moderator, warum sie Femen unterstützte nach Tunesien bringen wolle. Bei ihrem TV-Auftritt wurde Aminas Gesicht unkenntlich gemacht, um sie zu schützen. Denn angeblich ist ein salafistischer Priester hinter der Tunesierin her. Spiegel-Online berichtet, der Priester fordere, dass die junge Frau nach dem Regeln der Scharia mit Peitschenhieben oder sogar der Todesstrafe durch Steinigung bestraft wird.

Unterdessen hat eine Bloggerin einen Aktionstag für die Femen-Aktivistin Amina ausgerufen. Am 4. April soll der "International Day to Defend Amenia" stattfinden, den unter anderem auch der berühmte Biologe Richard Dawkins unterstützt. Twitter-Nutzer können sich unter dem Hashtag #Amina anschließen.

Via: berliner-zeitung.de


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