Femen liessen Notre-Dame-Glocke unversehrt

Neun Aktivistinnen der Feministinnen-Gruppe Femen konnte nicht nachgewiesen werden, dass sie für die Beschädigung der im Kirchenschiff ausgestellten Glocke verantwortlich seien, urteilte ein Pariser Gericht am Mittwoch. Dagegen wurden drei Mitglieder des Ordnungsdienstes der Kathedrale Notre Dame, welche die Aktivistinnen hinausgeworfen hatten, wegen ihres harten Vorgehens zu Geldstrafen auf Bewährung verurteilt.

Die Aktivistinnen hatten im Februar 2013 die Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI. auf ganz eigene Weise gefeiert und zugleich gegen die katholische Kirche protestiert: Sie drängten zusammen mit Touristen in die weltberühmte Kathedrale, setzten sich auf den Sockel der dort gerade ausgestellten neuen Glocken und entblössten ihre Brüste. Auf ihre Körper hatten sie Slogans wie «Bye, bye, Benedikt» oder «Glaubenskrise» gemalt, dazu riefen sie «Pope no more» («Kein Papst mehr»).

Holzstöcke mit Filz überzogen?

Die Aktivistinnen schlugen zudem mit Holzstöcken auf die Glocken, die später in den Türmen von Notre Dame aufgehängt wurden. Die Verantwortlichen der Kathedrale warfen ihnen vor, dabei eine mit Blattgold überzogene Glocke beschädigt zu haben.

Die Frauen wiesen jede Verantwortung zurück und beteuerten, sie hätten die Stöcke mit Filz überzogen. Ihr Anwalt sagte vor Gericht, die von der Polizei festgestellten Schäden könnten auch von anderen Besuchern stammen – oder von den Mitarbeitern des Ordnungsdienstes der Kathedrale, die die Femen-Aktivistinnen schliesslich aus dem Kirchengebäude schleiften.

Ordnungsdienst wenig zimperlich

Weil die Mitarbeiter dabei wenig zimperlich vorgingen, wurden drei von ihnen am Mittwoch wie von der Staatsanwaltschaft gefordert zu Geldstrafen von 250, 300 und 500 Euro auf Bewährung verurteilt. Einer von ihnen soll den Kopf einer Aktivistin auf den Boden geschlagen haben, wobei ein Zahn der Frau brach. Eine andere Aktivistin gab an, einer der Männer habe ihr mit der Faust ins Gesicht geschlagen.

Die Pariser Staatsanwaltschaft hatte gegen die Frauen Geldstrafen von jeweils 1500 Euro gefordert. Nach Angaben aus Justizkreisen legte sie am Mittwoch gegen den Freispruch der Angeklagten Berufung ein.

Kampf gegen Kirche soll weitergehen

Über den Richterspruch zeigte sich Femen-Anführerin Inna Schewtschenko höchst erfreut. Sie und die anderen Aktivistinnen hätten «gute Arbeit geleistet, wir haben gewonnen». Ihren Kampf gegen die Kirche werde sie fortsetzen.

Die ursprünglich aus der Ukraine stammende Gruppe protestiert mit Oben-ohne-Aktionen für Frauenrechte, gegen die katholische Kirche und auch gegen Russlands Staatschef Wladmir Putin und die Politik seines Landes. An den Aktionen wird immer wieder Kritik laut. Viele werfen den Femen-Frauen vor, in erster Linie an Selbstdarstellung interessiert zu sein.

(sda)

Via: 20min.ch


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