Oder: Blumen und Brüste für eine bessere Welt?
Heute mal nicht oben ohne?
Femen ist eine feministische Bewegung, die ihren Ursprung in der Ukraine hat. Gegründet wurde sie von den jungen Frauen Oxana Shachko, Anna Hutsol und Alexandra Shevchenko. Medialen Erfolg feierten die Aktivistinnen mit ihren 2009 gestarteten Aktionen, in denen sie mit entblössten Brüsten demonstrierten. Dies etablierte sich als ihr Markenzeichen und war gleichzeitig die Geburtsstunde des Sextremismus. Dabei soll der weibliche Körper als Waffe agieren und das äussere Erscheinungsbild aggressiv erscheinen lassen, während der Protest selbst allerdings gewaltfrei bleibt. Dank Oxanas künstlerischen Talenten gelingen der Bewegung immer wieder neue aufsehenerregende und eindrückliche Inszenierungen ihrer Proteste.
Hoffentlich lenken die Blumen nicht zu sehr ab...
Die Situation der Femen-Mitglieder in der Ukraine verschärfte sich im Jahr 2013 zusehends. Als die ukrainische Polizei bei einer Razzia der Femen-Räumlichkeiten eine möglicherweise vom Geheimdienst deponierte Granate sowie einen Revolver fand, flüchteten die drei Femen-Gründerinnen in die EU. Mittlerweile befindet sich ihr Sitz in Paris, und die Bewegung findet immer mehr internationale Unterstützung im Kampf gegen Prostitution, Korruption, Diskriminierung, Religion, diktatorische und unterdrückende Regimes.
Film-Rating
Im Mittelpunkt des Films von Alain Margot (Hotel Serbia) Film steht Oxana Shachko, eine der Gründerinnen von Femen. Indem Oxana häufig direkt in die Kamera spricht, bildet sich eine Bindung zwischen Publikum und Protagonistin. Einer der Schwerpunkte wird auf ihre künstlerische Ader gelegt. Immer wieder erhält der Zuschauer Einblick in ihr Atelier, wo sie sich früher der Ikonenmalerei widmete und später dann den aufwändig inszenierten Protestaktionen von Femen. Auch bekommt der Zuschauer einiges von Oxanas Mutter zu hören.
Durch diese Offenheit entsteht eine Intimität, die den Film zwar sehenswert macht, aber nicht unbedingt kinotauglich. Wegen dieser Offenheit und Intimität, auf die der Film Wert legt, gingen nämlich Spannungsbogen und Zusammenhang etwas vergessen. Geschnitten wird zwischen Protesten, Monologen und vielen Zugreisen, die überhaupt nichts zum Thema beitragen und teilweise sehr unübersichtlich sind. Somit machen weder die visuelle Darbietung noch der Erzählstil einen Kinogang lohnenswert.
Was Femen - Mit Leib und Seele aber sehenswert und interessant macht, sind die Frauen darin. Margot begleitete die Femen-Gruppe für rund zwei Jahre, wobei die Jahre von 2010 bis 2012 massgebend sind. Dadurch war er bei diversen Protestaktionen, deren Planung und den Konsequenzen für die Mitglieder dabei. Oft wurden die Frauen bei ihren Aktionen verhaftet und nicht selten von der Polizei misshandelt. Margot gelingt es sehr eindrücklich zu zeigen, wie die Femen-Mitglieder damit umgehen. Ihr Mut kommt deutlich zum Ausdruck und Margot versteht es, diesen auf beeindruckende Art einzufangen. Dies beispielsweise bei der Rückkehr von Oxana von einer mehrtägigen Haft in Russland: Oxana kommt lächelnd und erhobenen Hauptes in die Empfangshalle, wo sie von den anderen Femen-Gründerinnen freudig erwartet wird. Keine Spur von Angst oder Unsicherheit ist zu sehen.
Den Klaren Antagonist des Films bilden patriarchalische Staatssysteme. Bei Femen - Mit Leib und Seele handelt es sich aber mitnichten um ein politisches Statement. Es soll lediglich ein persönlicher Einblick in die Hintergründe der Bewegung gewährt werden. Dadurch wirkt der Film teilweise etwas verherrlichend. Es werden nur einmal Meinungen gegen die Femen-Bewegung gezeigt, und Oxana wird gleich zu Beginn mit keiner geringeren als Jeanne d'Arc verglichen. Wer also einen objektiv recherchierten Einblick in die Hintergründe von Femen erwartet, wird bitter enttäuscht.
Fazit
Femen - Mit Leib und Seele ist ein intimes Porträt der feministischen Bewegung, das Oxana Shachko in den Mittelpunkt setzt. Der Film ist weder objektiv noch geht es um eine politische Kundgabe. Es soll ein persönlicher Einblick hinter die barbusigen Feministinnen gewährt werden, der Entschlossenheit, Aufopferung und Mut zeigt.
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13.05.2014 / dro
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