Protestforscher Teune sieht eine nachlassende Wirkung
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Femen-Aktivistinnen protestieren bei einer Kundgebung in London. (picture alliance / dpa)
Greifswalder Studenten wollen mit einem Erotikkalender auf die prekäre Situation der Hochschule hinweisen. Immer wieder sollen solche hüllenlosen Auftritte Aufmerksamkeit erregen. Die Gruppe "Femen" hat Nacktheit als Protestform etabliert.
Für den Berliner Protestforscher Simon Teune gehört Nacktheit in der heutigen Gesellschaft zur Normalität. Provozieren kann sie nur dann, wenn die Medien das Anliegen von Protestgruppen transportieren. Teune nennt dabei die häufig im Internet angeklickten Bildergalerien, etwa von Fotos der Femen-Aktivistinnen, als ein Beispiel.
Nacktproteste haben eine lange Tradition, etwa in den 1960er-Jahren griffen linke Protestgruppen immer wieder auf diesen Ausdruck ihres Widerstands zurück. Neu ist, wie die Mitglieder von Femen und andere Nacktheit nutzen, um ihre Marke zu bilden. Der Inhalt ihrer Anliegen verliert dabei an Bedeutung.
Starkult als Schutz gegen Repression
Allerdings lasse die Wirkung des hüllenlosen Protests nach. "Man kann mit nackter Haut neue Themen setzen. Wenn das schon geschehen ist, bringen nackte Protestierende zwar Farbe in die Bildredaktionen, aber der Effekt nutzt sich ab", so der Wissenschaftler des Berliner Instituts für Protest- und Bewegungsforschung.
Teune vermutet hinter dem Starkult, den Femen betreibt, auch eine Art Selbstschutz: Bekanntheit schütze vor Repression.
mau
Via: deutschlandradiokultur.de
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