Sie reiste nach Tunesien, um für die Freilassung der Femen-Aktivistin Amina Sboui zu kämpfen. Jetzt sitzt Josephine W. (19) aus Bergedorf in Tunis in U-Haft, ihr drohen sechs Monate Gefängnis. Mit ihrem Busen-Blitzer hat sie außerdem den Zorn islamistischer Gruppierungen auf sich gezogen.
Das war passiert: Mitte vergangener Woche hatte Josephine zusammen mit zwei Französinnen oben ohne neben dem Justizpalast protestiert. So wollten sie auf das Schicksal der inhaftierten Amina Sboui aufmerksam machen. Barbusig in der Öffentlichkeit aufzutreten, verstößt in Tunesien gegen das Gesetz. In dem islamischen Land ist eine solche Aktion außerdem eine starke Provokation. Die jungen Frauen wurden festgenommen.
Strenggläubige Muslime auf den Barrikaden: Während der ersten gerichtlichen Anhörung der 19-Jährigen aus Bergedorf und ihrer zwei Mitstreiterinnen aus Frankreich am Dienstag protestierten gläubige Muslime vor dem Gericht – bei der nächsten Sitzung am 12. Juni wird entschieden, ob islamische Gruppierungen als Nebenkläger zugelassen werden. Der radikale Salafisten-Prediger Adel Almi hat in der Vergangenheit öffentlich die Steinigung von Amina Sboui gefordert.
In Tunesien ringen Extremisten um die Macht: Seit der Revolution vor zwei Jahren tobt eine Debatte darüber, welche Rolle Islamisten im Staat einnehmen. Während sich die derzeitige Übergangsregierung bemüht, den Einfluss radikaler Prediger (Salafisten) zu minimieren, nimmt die Rückbesinnung auf islamische Werte innerhalb der Gesellschaft zu.
Wie geht es Josephine W. (19)? „Die Haftbedingungen in dem Untersuchungsgefängnis Bouchoucha sind schlecht. Die Inhaftierten können nicht duschen und bekommen wenig zu essen“, sagt Amna Guellali von Human Rights Watch gegenüber der MOPO. Allerdings sei es wahrscheinlich, dass Josephine inzwischen in ein anderes Gefängnis in Tunis verlegt wurde. Dort seien die Umstände besser.
Wie geht es jetzt weiter? Am 12. Juni soll der Richter entscheiden, ob den Frauen der Prozess gemacht wird oder ob sie frei kommen. Es könne aber gut sein, dass diese Entscheidung noch einmal vertagt werde, sagt Amna Guellali. In Tunesien sei es normal, dass sich solche Verhandlungen lange hinziehen.
Vor dem Berliner Kanzleramt haben heute drei Femen-Aktivistinnen für die Freilassung von Josephine und ihren inhaftierten Mitstreiterinnen demonstriert. Die Polizei löste den Protest auf rüde Weise auf.
Die Femen-Aktivistinnen protestieren am Freitagmittag halbnackt vor dem Berliner Kanzleramt.
Foto: dpa
Via: mopo.de
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