Am Montag wurde bekannt, dass sich die Gründerin und Präsidentin der Femen-Gruppe, Anna Hutsol, im Asylzentrum in Rapperswil befindet. Nachdem sie aus der Ukraine flüchten musste, beantragte sie in der Schweiz Asyl, weil ihre Schwester bereits in Winterthur lebt. Dieses Gesuch wurde jedoch abgelehnt, wie die 31-Jährige im Gespräch mit 20 Minuten sagt. Das Bundesamt für Migration bestätigt: «Es handelt sich um ein Dublinverfahren. Das bedeutet, dass ein anderer europäischer Staat für die Beurteilung des Asylgesuchs zuständig ist.» Bei Hutsol ist das Frankreich, wo sie nach ihrer Flucht als erstes eingereist war und ein Visum für zwei Jahre erhielt. Sie wäre jedoch lieber in der Schweiz geblieben, so Hutsol: «Klar hätte ich gerne hier bei meiner Schwester gewohnt, aber jetzt muss ich mich damit abfinden, dass ich wenigstens in Frankreich leben kann.»
«Schweizer Gesetze sind unmenschlich»
«Die Schweiz ist bei Asylverfahren zu streng.» Das findet Rosmarie Zapfl, Präsidentin vom Bund Schweizerischer Frauenorganisationen. Sie findet, dass Fälle wie der von Femen-Gründerin Anna Hutsol anders beurteilt werden müssen. Schliesslich wohne das einzige verbliebene Familienmitglied der 31-Jährigen hier in der Schweiz. «Aber die Schweiz ist da knallhart und nimmt zu wenig Rücksicht auf frauenrelevante Fluchtgründe», so Zapfl. Verstehen kann sie den Entscheid nicht. «Die Schweizer Gesetze sind zum Teil unmenschlich.»
Seit September ist Hutsol nun in der Schweiz, wie sie erklärt. Wann sie das Land verlassen muss, weiss sie noch nicht. Fest steht, dass sie auch weiterhin als Femen-Präsidentin aktiv sein wird. «Femen ist mein Leben», sagt Hutsol. Ihre Arbeit für die Frauenorganisation sei jedoch der Grund gewesen, weshalb sie aus ihrer Heimat flüchten musste. Sie war zusammen mit anderen Femen-Mitgliedern mehrmals von russischen und ukrainischen Sicherheitskräften überfallen und brutal verprügelt worden. «Ich musste damit rechnen, dass man vor nichts mehr zurückschrecken wird», sagt sie.
Nackte Brüste sind eine Ideologie
Trotzdem würde Hutsol gerne baldmöglichst wieder in die Ukraine zurückkehren. Daran sei im Moment nicht zu denken. Die 31-Jährige rechnet jederzeit mit einem Kriegsausbruch. Ob Femen in ihrem Heimatland Protestaktionen gegen Russland durchführen wird, will Hutsol nicht verraten. «Über künftige Pläne und Aktionen kann ich natürlich nicht reden, wir brauchen ja das Überraschungsmoment.» Trotzdem hält sie fest: «Es ist ganz klar, dass man uns wieder sehen wird.»
Die Ereignisse in ihrem Heimatland beschäftigt die Femen-Gruppe jedenfalls stark. Am 25. Februar demonstrierten Mitglieder der Organisation in Paris gegen die Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko als neue Präsidentin der Ukraine. «Julia Timoschenko verkörpert wie Janukowitsch die alte politische Haltung der Ukraine. Diese ist für uns nicht tragbar», sagt Hutsol. Auch gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin protestiert die Organisation an verschiedenen Orten weltweit. Und das tun die Femen-Aktivistinnen bekanntlich mit nackten Oberkörpern. «Es ist nicht nur eine Form von Protest, sondern bereits eine Ideologie», erklärt Hutsol, die früher selbst mit blanken Brüsten in die Öffentlichkeit trat. Eine andere Art der Demonstration sei für Femen nicht mehr möglich, da sich dieses Bild von nackten Oberkörpern fest in die Köpfe der Leute eingebrannt habe.
(vro/ras/mba)
Via: 20min.ch
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