Von Knut KrohnKnut Krohn (kkr)Profil 02. September 2015 - 15:09 Uhr
Marine Le Pen und ihren Vater Jean-Marie eint nur noch der abgrundtiefe Hass aufeinander. Nach dem Rauswurf des 87-Jährigen aus dem rechtsextremen Front National erreicht die schmutzige Auseinandersetzung eine neue Qualität.
Paris - Wie tief kann der Hass in einer Familie reichen? Die Antwort auf diese Frage gibt die französische Familie Le Pen. Als politische Erfolgsgeschichte gestartet, bekämpfen sich Tochter Marine und Vater Jean-Marie inzwischen bis aufs Blut. Vorerst letzter Akt der Tragödie ist eine verbale Breitseite der Chefin des rechtsextremen Front National (FN) gegen ihren Vorgänger. Marine Le Pen hat ihren aus der Partei ausgeschlossenen Vater spöttisch mit einer Femen-Aktivistin verglichen. „Sagen wir mal, dass er so etwas wie unsere kleine persönliche Femen(-Aktivistin) ist“, sagte Le Pen den Sendern Radio Classique und LCI. Sie reagierte damit auf die Ankündigung des 87-jährigen Parteigründers, am Wochenende am Sommertreffen der FN teilnehmen zu wollen - trotz seines Parteiausschlusses.
Ein schmutziger Machtkampf
Dieser Attacke geht ein schmutziger Kampf um die Macht in der Partei voraus, der selbst hart gesottenen Politikbeobachtern den Atem stocken ließ. Die ausländerfeindliche Front National hatte ihren Gründer vor zwei Wochen wegen wiederholter antisemitischer Provokationen aus der Partei geworfen. Der Übervater des FN betonte zuletzt aber kämpferisch, er wolle bei der sogenannten Sommeruniversität der Front National in Marseille „vorbeischauen“.
„Sein Ziel ist es natürlich, die Sommeruniversität zu stören und wenn möglich einen Vorfall, einen Medien-Hype, auszulösen“, sagte seine Tochter Marine dazu. „Das ist genau das, was die Femen-Aktivistinnen machen, es gibt nur einen kleinen Unterschied bei der Bekleidung.“ Die Feministinnen-Gruppe Femen ist mit ihren aufsehenerregenden Oben-Ohne-Protesten bekannt geworden. Am 1. Mai störten drei barbusige Aktivistinnen auch eine Veranstaltung der Front National in Paris.
Für die Schlacht gerüstet
Jean-Marie Le Pen scheint allerdings für die Schlacht gegen seine Tochter gerüstet. Nach seinem Rauswurf tönte er, strotzend vor Selbstbewusstsein: „Ich bin der Front National, ich bin im Front National zu Hause, und ich werde gegen diesen theoretischen Ausschluss vor Gericht ziehen und ein viertes Mal gewinnen, wie schon die drei Male zuvor.“ Den Kampf gegen seine Tochter sieht der Vater inzwischen offensichtlich als Vernichtungsfeldzug. „Sie hat per Telefon das Exekutionskommando angewiesen, ihren Papa umzubringen, sie hat ihn nicht direkt getötet, aber ihre Handlanger haben es für sie erledigt.“
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