(iz). Den Neo-Jakobinerinnen der Allzweckprotestmaschinerie Femen (mehr dazu in unserer kommenden Printausgabe) muss am 4. April ziemlich kalt gewesen sein. Die fr das Wetter augenscheinlich unpassend (un-)bekleideten Mitglieder der Deutschland-Niederlassung des global agierenden PR- und Medienfranchise nutzten diesen Tag fr einen so genannten barbusigen Jihad.
Dass sich die Deutschen Ableger des passiv-aggressiven Protestnetzwerkes [das gelegentlich recht aggressiv mit dem Gesetz aneinander gert] dabei ausgerechnet eine Moschee im verschlafenen Berliner Stadtteil Wilmersdorf aussuchten, hat der medienwirksamen Aktion mehr als nur eine humoristische Note verliehen. Nach Medienmeldungen wollten die Frauen gegen die angebliche Unterdrckung der Frau im Islam protestieren. Konkret wollten sie damit auch auf die Situation einer tunesischen Bloggerin aufmerksam machen, die sich angeblich in Lebensgefahr befinden soll. Dies wurde allerdings von ihrer Anwltin dementiert.
Dem Happening wurde der Wind wohl auch dadurch aus den Segeln genommen, dass die betroffene Gemeinde nicht wie es das PR-Drehbuch wohl offenkundig vorsah wtend reagierte, sondern das Ganze schlicht und einfach verpasste. Wie der in Berlin erscheinende Tagesspiegel berichtete, habe der Imam den halbnackten Auftritt sprichwrtlich verschlafen und kann deshalb den Polizisten auch nichts erzhlen. Bisher war unklar, ob die Berliner Aktion strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen wird.
Muslimische Frauen in aller Welt und mit den unterschiedlichsten Hintergrnden haben nicht, wie Femen es mglicherweise kalkulierte, mit Begeisterung auf die Befreiung von Auen reagiert. In Deutschland und im Ausland haben muslimische Frauen schnell und souvern auf die Vereinnahmung des Netzwerkes geantwortet, das sich nun allerorten im Kampf fr das Gute entblt.
In Deutschland nutzten Musliminnen unter #MuslimahPride die sozialen Netzwerke, auf denen sie ihre organisierte Antwort auf Femen koordinierten. So wurde am Freitag, den 5. April, ein Gegen-Happening vor derselben Moschee veranstaltet, auf denen muslimische Aktivistinnen darauf aufmerksam machten, dass sie sich von den ukranischen Medienlieblingen alles andere vertreten fhlen.
Gestern hat eine kleine Gruppe von FEMEN-Aktivistinnen vor der Berliner Ahmadiyya Moschee gegen die 'Unterdrckung der muslimischen Frau' demonstriert. Das finden wir insofern stark, als dass wir auch gegen Unterdrckung sind. Wir sind nur ein wenig eingeschnappt, dass die Party ohne uns stieg. (...) Gegen die BEVORMUNDUNG der muslimischen Frau, postete das spontane Bndnis auf Facebook. Auf den Bilder finden sich Slogans wie There is more than one way to be free oder Islam is my choice.
Im gleichen Zeitraum wie die Frauen in Deutschland formierte sich international eine hnliche Gruppe auf Facebook: Muslim Women against FEMEN. Sie mchte dokumentieren, dass die Aggro-Demonstrantinnen weder in ihrem Namen sprechen knnen, noch dass Femen berhaupt ein echtes Interesse am Leid muslimischer Frauen habe, berichtete das englischsprachige online-Medium Huffington Post. Wre es da nicht, fragte eine Frau, auch angebracht, gegen den tausendfachen Mord an syrischen Frauen und Mdchen zu protestieren?
Femen hat unsere Stimme gestohlen und Femen, ich bin eine starke Frau. Sehe ich so aus, als wrde ich Imperialisten brauchen, die mich von Unterdrckung befreien?, hie es beispielsweise auf den Plakaten, mit denen Frauen sich unter #MuslimahPride in aller Welt ablichten lieen. Die US-amerikanische Aktivisten Ilana Allazeh sagte Huffington Post, dass sie unter anderem den stereotypen Gebrauch von Bilder wie Turbanen und Brten kritisiere. Fr sie sei die Vorstellung eines Internationalen Tages des barbusigen Dschihad rassistisch und beleidige muslimische Frauen.
Dass Femen wie bei anderen Aktionen gegen die Objekte ihrer Kritik nicht an einem Dialog gelegen zu sein scheint, lsst sich auch aus der Reaktion der Femen-Fhrerin Schewtschenko ablesen. Ihr Kommentar auf Muslim Women against Femen war eher einfach gestrickt: Die gesamte Menschheitsgeschichte hindurch haben alle Sklaven geleugnet, dass sie Sklaven sind. Eine echte Begegnung zwischen Aggro-Feministinnen und muslimischen Frauen muss wohl auf spter verschoben werden. (lm/ak)
Link zur Facebook-Seite der deutschen Aktivistinnen.
Die IZ wird die Aktionen der muslimischen Frauen in den nchsten Wochen mit weiteren Beitrgen verfolgen.
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