08.06.13, 09:37
Femen-Aktivistinnen
Femen-Aktivistinnen entblößen sich vor dem Kanzleramt. Angela Merkel fordert von tunesischem Ministerpräsidenten Fairness für Josephine W.
Foto: dpa
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Berlin. Lautstark und wie gewohnt barbusig haben drei Aktivistinnen der Frauenrechtsbewegung Femen am Freitagvormittag vor dem Kanzleramt demonstriert. Ihr wenige Minuten andauernder Protest richtete sich gegen die Inhaftierung von vier Mitstreiterinnen in Tunesien, darunter ist auch eine 19-Jährige aus Hamburg. Die Femen-Aktivistinnen forderten von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), sich bei dem Besuch des tunesischen Ministerpräsidenten Ali Larayedh, der am Freitag in Berlin eintraf, für die vier inhaftierten Frauen einzusetzen.
Da der Protest nicht angemeldet war, schritt die Polizei nach Angaben eines Sprechers ein. Die Beamten sprachen Platzverweise aus und zerrten die Frauen vom Zaun des Kanzleramtes weg, nachdem sie ihnen ihre Uniformjacken über die nackten Oberkörper geworfen hatten. Die Personalien der beiden Deutschen und einer Französin wurden aufgenommen, dann kamen die Frauen wieder auf freien Fuß.
Das Thema stand dann auch auf der Tagesordnung des Treffens der beiden Regierungschefs. Wie Bundeskanzlerin Merkel mitteilte, habe sie bei der tunesischen Regierung einen fairen und rechtsstaatlichen Umgang mit den Aktivistinnen angemahnt, wohl wissend, dass Regierung und Justiz unterschiedliche Institutionen seien. Der tunesische Ministerpräsident ließ seinerseits erkennen, dass er in der Angelegenheit keine überzogene Reaktion erwarte.
Ali Larayedh hatte sich bereits im Vorfeld geäußert. In einem Interview im ARD-"Morgenmagazin" hatte er der in seinem Land inhaftierten deutschen Frauenaktivistin ein rechtsstaatliches Verfahren zugesagt. "Ich kann im Allgemeinen die Entscheidung der Justiz hier nicht kommentieren", sagte der tunesische Regierungschef. "Aber seien Sie gewiss, dass wir die persönlichen Rechte jedes Betroffenen achten, jedes Bürgers und aller unserer Gäste."
Die in Bergedorf wohnende Studentin Josephine W. und die beiden Aktivistinnen Marguerite und Pauline aus Frankreich waren Ende Mai bei einer Femen-Aktion vor dem Justizpalast in der tunesischen Hauptstadt Tunis festgenommen worden. Sie hatten halb nackt gegen die Verhaftung der tunesischen Aktivistin Amina Sboui protestiert. Sie sitzt seit zwei Wochen in Haft, nachdem sie nahe dem islamischen Friedhof der Stadt Kairouan das Wort "Femen" auf eine Mauer geschrieben haben soll, um gegen eine Versammlung von Salafisten zu protestieren.
Der Prozess gegen die Deutsche und die Französinnen war am vergangenen Mittwoch auf kommende Woche vertagt worden. Angeklagt sind sie wegen "unzüchtigen Verhaltens". Erst am 12. Juni soll das Verfahren fortgeführt werden, sagte der Verteidiger der drei Frauen, Souheib Bahri. Sie müssen in Haft bleiben, ihr Antrag auf Freilassung war abgelehnt worden. Am Freitag gab das tunesische Innenministerium bekannt, dass drei weitere Femen-Aktivistinnen ausgewiesen worden seien. Die Hintergründe sind noch unbekannt.
Der 19-jährigen Hamburgerin Josephine W. gehe es trotz der Inhaftierung gut, sagte ihre Femen-Kollegin Irina Khanova dem Hamburger Abendblatt. "Wir haben nicht viele Informationen. Allerdings hat ihr Anwalt mit ihr sprechen können. Er sagt, es gehe ihr gut. Sie sei sehr stolz auf diejenigen, die für ihre Freilassung protestiert haben. Sie sei mutig und wünsche sich, dass die Proteste weitergeführt werden. Sie hoffe, bald freigelassen zu werden."
Die angeklagten Frauen durften vor dem Prozess nicht duschen
Die Haftbedingungen seien allerdings problematisch, so Khanova: "Die hygienischen Bedingungen sind schlecht. Es gibt kein Tageslicht. Josephine und die anderen beiden Insassen durften vor dem Prozess nicht duschen", sagte die 33-Jährige. Angesichts des friedlichen Protestes, den die Frauen ohne Waffen geführt haben, "bei dem sie nur ihre eigenen Körper gezeigt haben", seien die Bedingungen absolut unverhältnismäßig und ungerecht.
"Das Ergebnis des Prozesses gegen Josephine und ihre französischen Mitstreiterinnen wird zeigen, wie ausgeprägt die Demokratie in Tunesien ist und wie die Bedingungen für Frauen dort sind", sagte Khanova. Die Grafikerin wohnt ebenfalls in Hamburg und ist eine der Mitbegründerinnen der deutschen Femen-Gruppe.
Khanova sagte: "Angesichts der Verhaftungen fragen wir uns schon, ob dies die richtige Richtung ist. Die Zeit wird zeigen, ob unsere Aktionen etwas bewirken. Wir werden nicht aufgeben und hoffen, noch stärker unterstützt zu werden. Wir wollen mit kleinen Schritten zum Nachdenken anregen. Wir sind gesellschaftliche Stiche, die unangenehm sind und Fragen aufwerfen."
Laut Khanova engagieren sich in Deutschland 30 Frauen für Femen. Die deutsche Gruppe war im Juli vergangenen Jahres gegründet worden. Schlagzeilen machten deutsche Aktivistinnen bereits im April. Nach einem Nackt-Protest gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin auf der Hannover Messe ermittelt die Polizei wegen Beleidigung von Organen und Vertretern ausländischer Staaten.
Via: abendblatt.de
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