Nackte Brüste als Botschaft und Statement gegen politische Systeme, Sexismus und Religion. Unter dem Motto „Go topless and win“ protestieren junge Frauen bei Staatsbesuchen, vor Moscheen, Kirchen und sogar bei TV-Shows. Wie jüngst beim Finale des Casting-Formats „Germanys next Topmodel“.
Der ursprünglich aus der Ukraine stammenden Gruppe „Femen“ ist weltweite Aufmerksamkeit gewiss. Auch heute wieder – denn da wird in Tunis das Urteil im Berufungsprozess gegen eine 20 Jahre alte deutsche Studentin und zwei Französinnen nach einem Oben-ohne-Protest erwartet. In erster Instanz waren die drei Mitglieder der Frauenrechtsgruppe zu vier Monaten Haft verurteilt worden.
Kreativer Protest
Angst macht das den anderen Oben-ohne-Amazonen keine, im Gegenteil: Erst gestern haben Femen-Aktivistinnen in Brüssel die Kolonne des tunesischen Ministerpräsidenten Ali Laarayedh angegriffen, um gegen die Festnahme zu protestieren.
Oben ohne, natürlich. Der „Aufstand nackter Brüste“ sorgt jedoch für Diskussionen. Etwa, ob nackte Haut tatsächlich als feministisches Statement zu werten sei. Und überhaupt: Warum machen die das? Ein klassischer Vorwurf: Die Frauen würden sich erst wieder zum Objekt degradieren. Alexandra Shevchenko, Femen der ersten Stunde, kann darüber nur lachen. Im Gespräch mit dem KURIER sagt sie: „Ich werde dann zum Objekt, wenn ich von Männern benutzt werde. Anders ist, wenn ich auf der Straße demonstriere. Da verkaufe ich ja nicht meinen Körper. Da gehört mein Körper mir. Ich benutze ihn zum politischen Protest. Auch die österreichische Autorin und Feministin Eva Rossmann kann dieser populärer werdenden Form des feministischen Statements etwas abgewinnen: „Kreativität ist bei Protest halt angesagt – warum nicht mit dem Körper? Selbstbestimmtes und selbstbewusstes Handeln ist immer eine gute G’schicht. Vermutlich besser als manch theoretischer, feministischer Diskurs, bei dem keiner mehr hinhören will.“ Das als unzulässige, sexuelle Selbstdarstellung zu degradieren, wäre aus ihrer Sicht nicht nachvollziehbar.
Alice-Schwarzer – Chefredakteurin der feministischen Zeitschrift EMMA – schlägt in eine ähnliche Kerbe. Erst vor Kurzem schrieb sie: „Die Femen kämpfen auf wirklich subversive Art und Weise für zentrale, feministische Anliegen. Sie liegen mit ihren Methoden und Zielen im Kern des Feminismus. Auch, weil sie sich ausziehen. Sie führen mit ihren Aktionen den Status der Frau als Objekt ad absurdum und werden zum handelnden Subjekt.“ Und: „Der Feminismus hat viele Facetten und entwickelt sich Tag für Tag weiter.“
Via: kurier.at
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