Organisation bekämpft Sextourismus in Ukraine

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14. November 2011

Die Organisation Femen in der Ukraine kämpft gegen Sextouristen aus dem Ausland und frauenfeindliche Werbung zur Fußball-EM.

"Sextouristen raus aus der Ukraine", rufen die jungen Frauen. Alexandra, Inna und Xenia haben sich auf dem Kiewer Boulevard Kreschtschatik postiert. Sie tragen rosa Strumpfhosen, Miniröcke und High-Heels. Die 24-jährige Inna hat ihr Gesicht blau und gelb bemalt, die Farben der ukrainischen Nationalflagge. Sie verteilt Flyer an vorbeilaufende Touristen. "Ukrainische Frauen sind nicht zu verkaufen", steht darauf auf Englisch. Einem italienischen Touristen erklärt sie, dass Prostitution verboten ist und die Ukraine die höchste Aidsrate in Europa aufweist.

Die Frauen der Organisation Femen kämpfen seit Jahren gegen Sextourismus und Zwangsprostitution in der Ukraine. Zurzeit haben sie die Euro 2012 im Blick. Mehr als eine Million Fans erwartet die Ukraine während des Turniers. Nicht alle werden sich nur für Fußball interessieren, befürchtet Femen. "Die Ukraine ist ein beliebtes Ziel für Sextouristen", sagt Sprecherin Inna Schewtschenko. Viele Frauen brauchen den Nebenverdienst, denn das Durchschnittseinkommen beträgt nur rund 300 Euro im Monat, die Lebenshaltungskosten sind jedoch ähnlich hoch wie in Westeuropa. Laut dem ukrainischem Innenministerium gibt es etwa 12 000 Prostituierte in der Ukraine. Einer Umfrage des Kiewer Soziologischen Instituts zufolge soll jede Achte noch Studentin oder Schülerin sein.

Werbung

"Gerade junge Frauen sind oft verblendet vom angeblichen Luxus, den sie in der ukrainischen Hauptstadt sehen", sagt Inna Schewtschenko. Sie ließen sich von schicken Nachtclubs und teuren Autos beeindrucken und glaubten, durch Prostitution schnell zu Wohlstand zu kommen. "Dabei wissen sie nicht, dass sie durch Prostitution in die Fänge der Mafia geraten", fügt Schewtschenko hinzu. Prostitution ist in der Ukraine laut Artikel 302 des Strafgesetzbuches verboten. Daher gibt es auch keine Bordelle oder Rotlichtviertel. Das Geschäft mit käuflichem Sex spielt sich im Untergrund ab, meistens in teuren Nacht- oder Stripclubs. In einigen können sich die Kunden Tänzerinnen "ausleihen" und mit ins Hotel nehmen. "Die Clubs werden vom organisierten Verbrechen kontrolliert", sagt Schewtschenko. Die Polizei sei meistens eingeweiht und kassiere von den Eigentümern Schmiergeld. Schewtschenko berichtet von einer Diskothek, in der bis vor einem Jahr Prostituierte ganz offen vermittelt wurden. Erst nachdem Beamte in der Stadtverwaltung wechselten, flogen die schmutzigen Geschäfte auf.

Maßnahmen gegen die Ausbeutung von Frauen stehen bei der ukrainischen Regierung nicht auf der Agenda. Ganz im Gegenteil: Staatspräsident Wiktor Janukowitsch spricht vor aller Welt von den "Reizen" ukrainischer Frauen und will damit Werbung für die EM machen. "Wenn es im Sommer heiß wird und die Frauen sich ausziehen, ist eine Reise nach Kiew besonders schön", sagte Janukowitsch im vergangenen Winter auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos. Femen-Aktivistin Xenia Schatschko ist über die frauenfeindliche Äußerung empört. "Janukowitsch degradiert Frauen zu Objekten und lockt tausende Sextouristen in unser Land", schimpft sie. "Ausländer, die sich mit Prostituierten einlassen, riskieren mitunter ihr Leben", so Inna Schewtschenko. Denn die Ukraine hält einen traurigen Rekord. Das Land zwischen den Karpaten und der Krim hat die höchste Aidsrate Europas. 1,6 Prozent der Bevölkerung sind mit dem HI-Virus infiziert, schätzt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Zum Vergleich: In Deutschland sind es etwa 0,1 Prozent. Am schlimmsten ist die Epidemie in der Hafenstadt Odessa. Dort sind 150 000 Menschen mit HIV infiziert – das ist jeder Zehnte.

Autor: André Eichhofer (n-ost)

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