Drei ukrainische Gründungsmitglieder der feministischen Gruppe Femen haben aus Angst vor Repressionen das Land verlassen. Sie fürchteten um Leib, Leben und Freiheit, heißt es auf der Femen-Webseite. Alexandra Schewtschenko, Anna Huzol und Jana Idanowa, die alle drei schon häufig mit Protestaktionen Schlagzeilen gemacht hatten, waren am Samstag nach Paris ausgereist. Sie überlegen nun, in Frankreich um Asyl zu bitten.
Die Gruppe, die ihrem Protest gegen die Unterdrückung von Frauen, gegen Sexismus und Machismus, aber auch gegen autoritäre Regime durch die Präsentation nackter Brüste einen schrillen Effekt verleiht, war in der Ukraine zuletzt immer wieder von der Polizei und den Behörden unter Druck gesetzt worden. Aktueller Anlass für die Flucht der drei Aktivistinnen war eine Durchsuchung des Kiewer Büros am 27. August, bei der eine Pistole und eine Granate gefunden wurden. Die Polizei gibt an, man habe auf einen anonymen Hinweis reagiert, dass bei Femen Sprengstoffe lagerten. Auf Waffenbesitz steht in der Ukraine bis zu fünf Jahre Haft.
Schewtschenko sagte allerdings ukrainischen Medien, die Hausdurchsuchung habe gestellt gewirkt, die Waffen habe man ihnen 'untergeschoben'. 'Es war wie im Film, die Polizisten waren wie Schauspieler. Sie kamen rein, schauten flüchtig durch zwei Räume und gingen praktisch direkt zu dem Ort, wo sie die Granate entdeckten.' Der französische Arm von Femen teilt mit, seit Juli, als Aktivistinnen barbusig gegen das Regime von Wladimir Putin demonstriert hätten, seien die Ukrainerinnen regelmäßig 'Opfer systematischer Verfolgung, brutaler Misshandlungen und permanenter Drohungen' durch ukrainische und russische Sicherheitsleute. Dies sei die Rache von Putin und Präsident Viktor Janukowitsch. Femen will nun das Büro in Kiew schließen, in dem über lange Zeit die Aktivitäten der Gruppe geplant wurden. Cathrin Kahlweit
SZ vom 02.09.2013
Via: sueddeutsche.de
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