Dieser Sommer brachte, relativ unbemerkt, einen erstaunlichen feministischen Erfolg. Die Privatsender RTL und Pro7 hielten sich an eine bewährte Quotenformel: Man kombiniere Sex und Fremdschämen - sie schickten also ein paar Busenwunder nach Afrika, wo die sich mal ordentlich danebenbenehmen sollten. Das intellektuelle Vakuum - ob gespielt oder authentisch sei dahingestellt - war beachtlich. Aber das Wunder, noch größer als die Busen: Das wollte gar keiner sehen. Das macht Hoffnung darauf, dass sich plumpe Frauenklischees sogar bei den tumbesten TV-Sehern irgendwann abnutzen und nicht mehr ziehen.
Einer ähnlichen Kritik musste sich die Protestgruppe Femen auch schon stellen. Den Aktivistinnen, die ihrem Protest immer auf entblößter Brust Ausdruck verleihen, wurde oft vorgeworfen, nur auf Showeffekte zu setzen und nicht auf Inhalte. Nun enthüllt ein Film, dass Viktor Swjazki der Mastermind hinter Femen sein soll. Er soll die Mädchen nach ihrer Attraktivität casten, er sieht sich als "Patriarch" der Frauen, denen er Charakterstärke beibringen will.
Femen dürfte also so funktionieren wie alles, was Femen kritisiert: eine Organisation, in der ein Mann Frauen, die er schön genug findet, sagt, wo es langgeht - und dass sich die Hascherln bitteschön dabei ausziehen sollen. Da platzt die schöne Seifenblase von den wehrhaften Frauen, die selbstironisch-selbstbehauptend ihren Körper einsetzen. Nun wird klar, wieso Femen für manche wirkt wie die Feministinnengruppe, die sich ein Mann in einer schwülen Nacht ausgedacht hat. Weil es wohl so ist.
Via: wienerzeitung.at
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