Feministische Aktivistinnen in der Ukraine gegen die Prostitution. © dpa / Sergey Dolzhenko
Während sich die Regierung in Kiew von der nahenden Fußball-Europameisterschaft einen Meilenstein bei der Integration nach Westen verspricht, fürchten Frauenrechtlerinnen negative Folgen. "Die EM wird den Sex-Tourismus in der Ukraine noch vorantreiben und die Frauen hierzulande weiter erniedrigen", sagt Anna Guzol von der Gruppe Femen in einem Gespräch der Deutschen Presse-Agentur dpa.
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"Ukrainerinnen haben in Europa einen schlechten Ruf als hübsche, billige Sexobjekte", meint Guzol. Mit ihrer Bewegung will die junge Feministin auf die Diskriminierung von Frauen im zweitgrößten Flächenland Europas aufmerksam machen. Mittel zum Zweck sind dabei vor allem die nackten Brüste der Femen-Mitglieder, die sich bei ihren öffentlichen Aktionen fast völlig entkleiden. "Die Ukraine ist kein Bordell" lautete das Motto einer der bekanntesten Kundgebungen.
Tatsächlich aber ist der EM-Mit-Ausrichter nach Ansicht von Experten eines der wichtigsten Herkunftsländer von Prostituierten in Europa. "Viele Ukrainerinnen arbeiten in der Sexindustrie, aber das liegt nicht daran, dass unsere Gesellschaft Frauen erlaubt, sich freizügig zu kleiden", sagt Marjana Jewsjukowa von der Organisation La Strada, die den Menschenhandel bekämpft. "Keine Frau will als Prostituierte arbeiten. Sie tut es aus wirtschaftlicher Not und wegen fehlender Alternativen."
Für viele Frauen besteht Todesgefahr: Die Ukraine ist das Land mit der größten Aids-Rate in Europa. In der Schwarzmeerstadt Odessa mit etwa einer Million Einwohnern tragen Schätzungen zufolge 150 000 Menschen das Virus in sich. In der offiziellen Statistik tauchen lediglich 11 000 Infizierte auf. Vor der Europameisterschaft versuchen die Behörden nun gegenzusteuern. So liegen in einigen Hotels in den Zimmern kostenlose Kondome aus.
In der finanziell angeschlagenen Ukraine gibt es vor allem für Frauen wenig Arbeitsmöglichkeiten. Hinzu kommen soziale Probleme in der oft patriarchlisch geprägten Gesellschaft. "Frauen genießen in der Ukraine kein hohes Ansehen", beschreibt Jewsjukowa den Kern des Problems. Bei der Flucht vor festgefahrenen Familienstrukturen, vor einem Leben in Armut oder vor saufenden und prügelnden Männern geraten viele Ukrainerinnen in die Fänge von Zuhältern - oder setzen ihre Hoffnungen auf amouröse Abenteuer mit betuchten Reisenden aus dem Westen.
Geschäftsleute aus Deutschland, Großbritannien oder den USA tauschen sich bereits in Internetforen darüber aus, wo besonders leicht Bekanntschaften zu schließen sind - und zu welchem Preis.
An den eleganten Ukrainerinnen blicken auch die meisten Touristen kaum vorbei. Im Sommer zeigen vor allem junge Frauen viel Haut und könnten damit auch ausländische EM-Besucher auf Ideen bringen, warnt die bekannte Sängerin Aljona Winnizkaja. "Unsere weibliche Schönheit geben wir nicht auf, nur weil Frauen in anderen europäischen Ländern anders aussehen."
Guzol bereitet die Freizügigkeit ihrer Landsfrauen einerseits Sorgen. "Das wird unser negatives Image noch verstärken", sagt die Femen-Chefin. Andererseits verteidigt sie den Kleidungsstil: "Unsere Frauen sind stolz darauf, attraktiv zu sein - aber das macht sie noch lange nicht zu Prostituierten. Falls sich eine Frau freizügig anziehen will, ist das ihr gutes Recht."
Via: web.de
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