Kiew - Die prowestliche Führung in Kiew sieht Kommunalwahlen als wichtigen Meilenstein auf ihrem Reformweg. Die moskautreuen Separatisten in der Ostukraine boykottieren die Abstimmung aber. Kommt das Land trotzdem allmählich aus der Dauerkrise?
In einer Stichwahl haben 28 Großstädte und die Metropole Kiew in der Ukraine über das einflussreiche Amt des Bürgermeisters entschieden. In der Hauptstadt wurde ein Sieg des Amtsinhabers Vitali Klitschko erwartet. „Ich möchte Kiew zur modernen europäischen Stadt reifen lassen“, sagte Klitschko bei seiner Stimmabgabe am Sonntag.
Die Wahl galt auch als wichtiger Stimmungsmesser für die prowestliche Regierung der früheren Sowjetrepublik. Die Ukraine wird vom Kampf gegen prorussische Separatisten und einer Finanzkrise erschüttert. Die Aufständischen im Osten boykottierten den gesamten Urnengang. Aussagekräftige Wahlergebnisse werden für diesen Montag erwartet.
Der Wahlleiter Michail Ochendowski beklagte am Nachmittag eine mäßige Beteiligung. Er rechne damit, dass insgesamt nur etwa 30 Prozent der Berechtigten teilnehmen werden. Präsident Petro Poroschenko warb bei seiner Stimmabgabe in Kiew noch einmal für eine Teilnahme. Auch Klitschko bedauerte die zunächst spärliche Beteiligung. „Viele Menschen wissen leider nicht, dass es einen zweiten Wahlgang gibt.“
Für Aufregung sorgte eine Aktivistin der Organisation Femen, die mit blankem Oberkörper gegen Prostitution protestierte. Sie wurde nach kurzer Zeit weggeführt. Klitschko zeigte sich gelassen. „Warum nicht, wenn sie sich präsentieren will“, sagte der Kandidat der Präsidentenpartei Solidarnist (Solidarität). Klitschko hatte beim ersten Wahlgang vor drei Wochen etwa 41 Prozent der Stimmen erhalten, sein Gegner - der Nationalist Borislaw Berjosa - rund neun Prozent.
Mit Spannung wurde das Ergebnis in der strategisch wichtigen Millionenstadt Dnipropetrowsk erwartet. Hier war ein enges Rennen zwischen Boris Filatow, einem Vertrauten des Milliardärs Igor Kolomoiski, und Ex-Vizeministerpräsident Alexander Wilkul vom Oppositionsblock vorausgesagt worden. Im ersten Durchgang am 25. Oktober trennten die beiden Kandidaten nur etwa zwei Prozentpunkte.
In der Westukraine ging das langjährige Stadtoberhaupt von Lwiw (Lemberg), Andrej Sadowy, von der Regierungspartei Samopomitsch (Selbsthilfe) als klarer Favorit ins Rennen. Sein Herausforderer Ruslan Koschulinski von der ultranationalistischen Partei Swoboda (Freiheit) kam im ersten Durchgang auf etwas mehr als zwölf Prozent.
Die Führung der Europäischen Union verknüpft ein Ende der Sanktionen gegen Russland weiter mit einer vollständigen Umsetzung des Minsker Friedensplans für die Ostukraine. Das erklärten EU-Ratspräsident Donald Tusk und EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker am Sonntag am Rande des G20-Gipfeltreffens nahe Antalya in der Türkei.
dpa
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