Manchmal will ich auch aufschreien. Eigentlich sogar ziemlich oft. Allerdings sind Männer und ihre mißglückten Anmachsprüche eher seltener der Grund dafür. Die kontert man weg und wendet sich dann wieder anderen Dingen zu…
Von Ramona Ambs
Wirklich aufschreien will ich, wenn ich höre, wie vor zwei Tagen in Berlin eine obdachlose Frau so schwer von zwei Männern vergewaltigt wurde, dass sie kurzzeitig in Lebensgefahr schwebte. Da will ich aufschreien, weil man Frauen nicht schützt und weil sich offenbar kaum jemand für diese Geschichte intressiert, weil: war ja nur ne Obdachlose und die Täter hatten keine gehobene Position in einer abkratzenden Partei. Schreien könnt man da…
Aufschreien will ich auch, wenn ich auf Frauenrechtlerinnen treffe, deren Aktivitäten man getrost als zudringlich und übergriffig bezeichnen kann mit Äußerungen über andere Frauen, die es an jedem Respekt mangeln lassen. Insbesondere Prostituierte werden von Feministinnen oft in einer Weise „opferisiert“ und entmündigt, dass man sich fragt, unter wem Sexarbeiterinnen eigentlich mehr zu leiden haben. Unkalkulierbare Freier oder engagierte Frauenbefreierinnen? Sexarbeiterinnen seien psychisch defekte Wesen: entweder sie sind traumatisiert durch ihre Kindheit (und deshalb in diesen Beruf gerutscht) oder sie werden traumatisiert durch ihren Job. Aber auf jedenfall sind sie traumatisiert und deshalb nicht mehr ernst zu nehmen so der feministische Tenor.[01] Fragt sich eigentlich auch mal jemand, was in einer Kindheit los war, wenn sich jemand entscheidet, Polizist zu werden? Und was lief schief, wenn einer Lehrer wird? Oder Journalist? Wo hocken denn da die feministischen Hobbypsychologen? – Schreien könnt man da…
Aufschreien will ich aber vor allem bei der letzten Aktion solcher Feministinnen. Die Frauenrechtsgruppe Femen, die sich nun auch in Deutschland formiert hat, marschierte durch die Hamburger Herbertstraße, um gegen Prostitution zu demonstrieren. “Fire and Sword” nannte man die Aktion, die als barbusiger Fackelmarsch nur wenige Minuten gedauert hat. Und weil man ja nur hehre Ziele verfolgt und die armen Frauen befreien will, beschreibt man deren Situation so drastisch wie möglich. In Deutschland heißt das: man vergleicht die Situation der Prostituierten (und zwar egal ob freiwillig oder nicht) mit der Situation der Juden in Deutschland während der Shoa. Und deshalb sind bei Femen Bordelle “Sex-Ghettos”, die Sexindustrie ist der reine Faschismus und Prostitution natürlich Genozid an Frauen.
Und weil das offenbar nicht schon genug ist, mit den offensichtlichen Paralellen zum Judenmord, schmiert man dann auch an das Absperrgitter (das bezeichnenderweise von den Nazis eingeführt wurde, weil die es mit der Prostitution auch schon nicht so hatten) den Spruch: „Arbeit macht frei“.
Schreien könnt man da, wenns einem nicht die Sprache verschlagen würde…
Sie glauben, das sei ein Witz ?
Dann schauen Sie sich doch das Video der Aktion an:
Oder lesen Sie die Erklärung zu der Aktion „Fire and Sword“ auf der Facebookseite von Femen. Dort heisst es:
„Femen celebrated the opening of its German branch today with a protest aimed at shocking the Hamburg sex-industry. Naked and angry, armed with burning torches, the German sextremists marched in formation through the most famous brothel district of Germany. With their torches held high, the activists shined a light on the horrifying reality of the sex ghetto, where well-fed citizens buy up living female flesh in single and in bulk, overwhelmingly imported from Eastern Europe. FEMEN activists stood together powerfully in their determination to ban the sex-industry as the last existing form of female slavery. At the main entrance of the red light district, FEMENists painted the most notorious concentration camp slogan “Arbeit macht frei” (Work will set you free). The FEMEN movement believes that brothels are sex-concentration camps for woman, and the sex-industry as a whole is the modern embodiment of faschism and genocide. The torch march was a war cry against the German sex-industry and its mafia guardians. FEMEN Germany demand from the German government, to criminalize the sex-industry and hold its perpetrators, the client and the pimp, responsible. By doing this, they would bring an end to the shameless trading of women on the territory of the cultural-economical center of the European Union. “If in the near future we won’t succeed in eradicating prostitution legally, we will have to fall back on illegal methods. We will wash Germany clean of its shame as the European center of sex-genocide and this archaic form of slave trade”.
- In der Hamburger Morgenpost erklärte eine Aktivistin auf den Einwand, dass Frauen auch freiwillig diesen Beruf ausüben, folgendes: „egal, ob freiwillig oder gezwungen, sie alle werden durch die Prostitution traumatisiert. Das geht gar nicht anders, bei dem, was die Frauen alles erleben.“ http://www.mopo.de/nachrichten/busen-protest-und-nazi-parolen-hamburger-femen-aktivistin—darum-ziehen-wir-blank-,5067140,21570630.html Sehr differenziert dagegen ein Interview mit einer Prostituierten in der taz: http://www.taz.de/!7600/ [↩]
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Via: hagalil.com
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