Die in der Ukraine entstandene radikalfeministische Gruppe Femen will nun auch in Großbritannien mit nackter Brust herumspringen. Nutzen wird es - wie andernorts auch - keinen bringen. Eines Tages werden die Damen im Kuriositätenkabinett der Geschichte landen. Und mit ihnen ihr Rasputin.
Na endlich! Nun will Femen auch nach Großbritannien. Was die 2008 in der Ukraine gegründete Gruppe dort anprangert, ist zweifellos nur allzu kritikwürdig: Prostitution, Einwanderungsgesetze, islamistischer Extremismus, häusliche Gewalt. Das gilt auch für Autokraten wie Silvio Berlusconi oder Wladimir Putin, die Homophobie von Papst Benedikt XVI. und das angeblich allgegenwärtige "Patriarchat", die andernorts Zielscheibe der Radikalfeministinnen sind. Oder die mutmaßlich rassistische Kontrollpraxis von Hamburgs Polizei, für die Femen-Aktivistinnen dessen Ersten Bürgermeister Olaf Scholz verantwortlich machen.
Wogegen Femen ist, haben die meisten inzwischen geschnallt. Auch, dass sich die Gruppe gegen die Neonazis der NPD stellt. Das ist gut so. Doch in der Ukraine ein Kreuz mit der Kettensäge zu zerstören, das an die Opfer stalinistischer Repression erinnerte, um damit die russischen Rebellinnen von Pussy Riot zu unterstützen, ist arg daneben. Bislang sind die Frauen immer gegen etwas. Wofür sie sind, bleibt diffus, um es einmal höflich auszudrücken.
Im Dunkeln bleibt auch, wer die Aktivitäten finanziert. Danach befragt, hüllen sich die Damen in Schweigen. Auch zu einem gewissen Viktor Swjatski mögen sie nichts sagen. Der mit seinen Eltern früh in die Ukraine umgezogenen Russe soll Kopf der Gruppe sein, die Frauen aussuchen und schon auch mal schurigeln, wenn ihm danach ist. Swjatski, ein neuzeitlicher Rasputin?
Nichts als spektakuläre Bilder
Berichten zufolge sollen die vier wichtigsten Aktivistinnen monatlich um die 700 Euro erhalten. Müssen sie davon die T-Shirts bezahlen, die sie sich immer wieder vom Leibe reißen? Oder die Farbe, mit der sie sich ihre Losungen auf Brust und Rücken malen? Ist die anschließende Dusche samt Gel privat oder dienstlich? Im Ernst: Mit nackten Brüsten herumzulaufen, ist kein Protest, sondern ideologisch drapierter Exhibitionismus, bei dem nichts anderes herauskommt als mehr oder weniger spektakuläre Fernsehbilder und Pressefotos. Bislang ist Femen neben der Ukraine in Dänemark, Deutschland, Kanada, Mexiko, Tunesien, den Niederlanden und Frankreich aktiv. In Paris befindet sich auch die Zentrale.
Und nun Großbritannien, wo sie ganz sicher den Buckingham-Palast für eine Show nutzen werden, um gegen die Tierquälerei der Royals zu protestieren. Nützen wird es nichts. So wie alle bisherigen Aktionen ins Leere gelaufen sind. Das öffentliche Interesse an derlei Firlefanz steht zunehmend im umgekehrten Verhältnis zur geografischen Ausdehnung der Gruppe und der Erweiterung ihrer Themenskala. Am Ende werden sie gegen das Verfärben des Laubs im Herbst Stimmung machen und dort landen, wo sie hingehören: Im Kuriositätenkabinett der Geschichte.
Manfred Bleskin kommentiert seit 1993 das politische Geschehen für n-tv. Er war zudem Gastgeber und Moderator verschiedener Sendungen. Seit 2008 ist Manfred Bleskin Redaktionsmitglied in unserem Hauptstadtstudio in Berlin.
Bilderserie
Die Revolution mit nackten Brüsten
So wurde Femen den Patriarchen los
Quelle: n-tv.de
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