Die Femen-Frauen haben es offenbar auf die Kanzlerin abgesehen.
Innerhalb von neun Wochen zogen Aktivistinnen vor Angela Merkel (CDU) dreimal blank. Protest für Frauenrechte mit nackten Brüsten. Was wollen die Femen-Ladys von unserer Regierungschefin?
Donnerstag, 13. Juni, Fest der Allianz Deutscher Produzenten
Mit der jüngsten Oben-ohne-Attacke haben vier Frauen einen Merkel-Auftritt in Berlin gestört. Als die Kanzlerin eintraf, rissen sie sich die T-Shirts von ihren bemalten Oberkörpern und skandierten: „Free Femen” („Befreit Femen”). Sie protestierten damit gegen die Inhaftierung mehrerer Mitstreiterinnen in Tunesien, die am Mittwoch in Tunis zu vier Monaten Haft verurteilt worden waren – weil sie wiederum vor einem Gericht in Tunesien mit nacktem Oberkörper für die Freilassung der tunesischen Femen-Aktivistin Amina demonstriert hatten. In dem arabischen Land eine absolute Provokation! Alle drei wurden danach wegen „unzüchtigen Verhaltens” angeklagt.
Die vier Protestlerinnen in Berlin drangen am Donnerstag allerdings nicht bis zu Merkel vor: Leibwächter drängten sie ab, die Kanzlerin hielt danach wie geplant ihre Rede.
Freitag, 7. Juni, Bundeskanzleramt
Drei Femen-Aktivistinnen protestierten schon einmal gegen die Inhaftierung ihrer vier Mitstreiterinnen in Tunesien – halbnackt vor dem Kanzleramt in Berlin.
Mit in die Luft gereckten Fäusten forderten die Demonstrantinnen Merkel lautstark auf, sich für die Freilassung von Josephine (eine Hamburger Studentin), Marguerite, Pauline (beide aus Frankreich) und Amina einzusetzen. Der Protest wurde nach kurzer Zeit von Polizisten beendet, die den Frauen Jacken überwarfen und sie abführten.
Merkel traf einen Tag später – wie bereits geplant – den tunesischen Regierungschef Ali Larayedh. Sie hat bei dieser Gelegenheit einen fairen und rechtsstaatlichen Umgang mit den Femen-Frauen angemahnt. Larayedh ließ seinerseits erkennen, dass in der Angelegenheit keine überzogene Reaktion zu erwarten sei.
Montag, 8. April, Hannover-Messe
Im April stürmten fünf entblößte Frauen auf Merkel und den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu, als diese gemeinsam die Messe in Hannover besuchten.
„Wir sind gegen die Diktatur, gegen die Unterdrückung, gegen die Homophobie, gegen die Theokratie, gegen das Mafiasystem, das in Russland herrscht", so Alexandra Shevchenko, eine der Femen-Gründerinnen zu BILD.de. „Das wollten wir Putin persönlich zeigen, mit möglichst viel Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit."
Nachdem Sicherheitskräfte die Mädchen gestoppt hatten, kamen sie in Polizeigewahrsam.
„Wir mussten mit auf die Wache, die Polizisten haben unsere Personalien aufgenommen", sagt Klara. „Wir alle haben jetzt eine Strafanzeige wegen Beleidigung am Hals – aber das war es wert, wir haben sicher wieder Hunderte wachgerüttelt."
Merkel verwies damals auf die Demonstrationsfreiheit, kritisierte aber die Protestform: „Ob man in Deutschland zu einer solchen Notmaßnahme greifen muss und nicht anderweitig auch seine Meinung sagen kann, da habe ich meine Zweifel.”
Proteste tragen Früchte
Ganz gleich, ob man die Form des Protests gutheißt oder nicht – die Nackt-Attacken sorgen für Aufmerksamkeit und tragen Früchte.
Die Urteile der tunesischen Justiz gegen die drei Aktivistinnen aus Deutschland und Frankreich haben in Europa Besorgnis ausgelöst. Sie sei „überrascht von der Härte der Urteile”, ließ die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton mitteilen.
„Normalerweise kommentiert die EU juristische Entscheidungen nicht”, ließ Ashton weiter mitteilen. Sie wolle aber „über die Affäre Femen hinaus ihre Appelle zur Stärkung der Meinungsfreiheit bekräftigen”. Dies gelte insbesondere mit Blick auf die „Ziele der tunesischen Revolution”.
Auch die Bundesregierung zeigte sich besorgt. „Der Rechtsbeistand der drei Frauen hat entschieden, gegen das Urteil Berufung einzulegen”, teilte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts mit. Die deutsche Botschaft in Tunis werde die Femen-Aktivistin Josephine Markmann „weiter konsularisch betreuen und das Verfahren aufmerksam verfolgen”. Außerdem werde der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP), in den kommenden Tagen nach Tunesien reisen und bei dieser Gelegenheit den Aktivistinnen in der Haft einen Besuch abstatten.
Femen-Protest
Tunesien
Vier Monate Haft für Femen-Frauen
Drei Frauen standen in Tunis vor Gericht und wurden zu Haft verurteilt. In Brüssel zogen Nackt-Kolleginnen für sie blank.
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Via: bild.de
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