Nach Stunden wieder freigelassen - Polizei bestätigt Festnahmen, wies aber Vorwürfe wegen körperlicher Gewalt zurück
Kiew - Drei vermisste Mitglieder der ukrainischen Protestgruppe "Femen" sind nach eigenen Angaben im Fußball-EM-Spielort Donezk verschleppt und erst nach stundenlangem Verhör in der Nacht auf Samstag wieder freigelassen worden. Einer Mitteilung auf der Femen-Website zufolge sollen die Frauen "am hellichten Tag" und "mit roher Gewalt" in ein
Auto gestoßen worden und anschließend von Mitgliedern des ukrainischen
Geheimdienstes neun Stunden lang "unter moralischem Druck und ohne
Kontakt zur Außenwelt" verhört worden sein.
Schuldzuweisung an Achmetow
Die Aktivistinnen machen die Sicherheitsleute des Milliardärs Rinat Achmetow, dem
einflussreichsten Mann in dem Gebiet an der Grenze zu Russland, für die Entführung verantwortlich.
"(Präsident Viktor) Janukowitsch interessiert uns einen Scheiß, wir
bewachen Rinat", habe einer der Männer gesagt, schrieb Femen.
Systematik
Alle Frauen sollen nach ihrer Ankunft in Donezk systematisch überwacht
worden sein. Auch Büroräume der Gruppe sollen verwanzt worden sein und
unter ständiger Überwachung stehen.
Inhaftiert
Die Polizei von Donezk bestätigte zwar, mehrere Mitglieder der Protestgruppe zwischenzeitlich festgenommen zu
haben, wies aber Vorwürfe wegen körperlicher Gewalt zurück. Zwei Frauen
seien vor dem EM-Spiel zwischen Co-Gastgeber Ukraine und Frankreich am
Freitag inhaftiert worden, nachdem eine Zeugin gehört habe, dass diese
"etwas Schlechtes planen" würden, sagte Juri Sednew, Polizeichef von
Donezk bei einer Pressekonferenz am Samstag.
"Wir haben eine dritte Frau auf die Polizeistation gebeten, so dass sie sich überzeugen konnte, dass kein Druck auf die Frauen ausgeübt wird", erklärte Sednew laut englischer Übersetzung weiter. Es sei bei der Festnahme auch keine Zeitbeschränkung überschritten worden.
Schon einmal entführt
Mitte Dezember waren Mitglieder der feministischen Gruppe in
Weißrussland verschleppt und verhört worden. Erst nachdem sich das
ukrainische Außenministerium eingeschaltet hatte, kamen die Frauen frei. (APA/SID, 18.6.2012)
Link
Via: diestandard.at
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