Den Femen weht derzeit ein rauer Wind entgegen: Sie sollen Waffen besessen haben, Marionetten eines Mannes, Viktor Swjatzki, sein, der sich ihre Aktionen ausgedacht und die fotogene Auswahl der Aktivistinnen vorgenommen habe. Außerdem würden sie von der ukrainischen Regierung finanziert. Waffen bei den Femen, eine Schlagzeile auch im russischen Fernsehen.
"Die Miliz hat im Büro der Femen Waffen gefunden sowie Fotos des russischen Präsidenten Putin und des Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche Kyrill."
Die ukrainische Polizei sei aufgrund eines anonymen Telefonhinweises aktiv geworden. Vor der Durchsuchung des Büros seien sie erst einmal für fünf Minuten aus ihren Räumen ausgesperrt worden, berichteten die Aktivistinnen, erst danach seien die Räume durchgekämmt und eine Pistole, Munition und eine Granate entdeckt worden. Anna Goutsol, eine der Femen-Gründerinnen:
"In diesem Büro zu bleiben ist zu gefährlich geworden, wie es überhaupt gefährlich geworden ist, als Organisation Femen ein Büro zu mieten."
Waffen oder Rauschgift zu deponieren und damit einen Grund für ein Ermittlungsverfahren zu schaffen, gilt als gängige Methode in Russland, der Ukraine und in anderen nicht demokratischen Nachfolgestaaten der Sowjetunion, die häufig bei Regime-Gegnern angewendet wird. Die Aktivistinnen haben den Hinweis verstanden, sie schlossen ihr Büro, flohen in die Schweiz bzw. nach Frankreich, wo sie um politisches Asyl nachsuchten. Wie Inna Schewtschenko, die es erhalten hat. Sie steht auf der ukrainischen Fahndungsliste, weil sie in Kiew ein Kreuz absägte, Ihr kommt die Unterstellung, die Femen würde Geld von der ukrainischen Regierung nehmen geradezu grotesk vor.
"Das ist doch einfach dumm, wenn man sieht, wie man uns in der Ukraine behandelt hat. Man hat uns geschlagen, überfallen, in unsrem Büro Waffen deponiert. Seit einem Jahr haben unsere Frauen in Kiew schon gar keine Aktionen mehr durchgeführt. Trotzdem wollte man sie aus der Ukraine weghaben, hat Ermittlungsverfahren gegen sie eröffnet."
Die Aufregung über den Waffenfund hat sie nicht so sehr erschüttert wie das Presse-Echo auf die männliche Unterwanderung ihrer Organisation. Eines Dokumentarfilms über die Femen zeigte, wie sich die Femen sich dieser Dominanz erwehrten. Aus Viktor Swjatski, dem Freund war ein Despot geworden, berichtet Inna Schewtschenko am Telefon in Paris.
"Nach dem Streit, den wir zur Fußball-Europa-Meisterschaft 2012 mit ihm hatten, versuchte er mehrmals zurückzukommen. Er spekulierte darauf, dass ihm die Freundschaft zu einer unserer Aktivistinnen dabei helfen würde. Diese Person hat sich von einem Berater, von denen es mehrere bei uns gibt, zu jemandem gemausert, der uns dominieren wollte. Der uns, eine Frauenorganisation, leiten wollte, um sein Ego zu befriedigen. Das hat uns sehr geschadet, deswegen haben wir uns mit ihm hart auseinandergesetzt. Für uns Femen spricht niemand von außen und uns Femen wird kein Mann dominieren. Das war uns eine Lehre, unsere Authentizität wurde angezweifelt, unsere Glaubwürdigkeit, ob wir wirkliche Feministinnen sind. Ich finde, dass gerade wir authentisch sind, denn wir haben diese männliche Dominanz aus nächster Nähe erlebt."
Im Gründungsland Ukraine gibt es die Femen nicht mehr, dafür in neun anderen europäischen Staaten. Vielleicht seien die Feinde der Femen aggressiver und gefährlicher geworden, vermutet Inna Schewtschenko.
"Man setzte unser Büro in Paris genau eine Woche vor den Aktionen in Kiew in Brand. Ich sehe da eine Verbindung. Selbst in hier in Paris sind wir nicht sicher. Jeden Tag bekomme ich Drohungen, z.B. will man mir Säure ins Gesicht kippen."
Hinter den Aktionen in Kiew, da ist sich die Femen-Aktivistin sicher, steht die ukrainische Regierung.
"Das ist keine Privatpersonen oder irgendwelche Gruppen auch nicht die Polizei, das geschieht auf Anweisung der Regierung, die womöglich Druck von Putin bekommen hat, dem der ukrainische Präsident entsprechen will."
"Wir werden keine Art von Schwäche oder Angst zeigen. Ich will nicht für alle Femen sprechen, aber ich kann sagen, wie ich mit Angst umgehe. Angst verlangt sich zu entscheiden. Entweder du sieht die Gefahr und hast Angst oder du vergisst die Angst und handelst."
Via: dradio.de
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