Sie ist wieder zu Hause bei ihren Eltern, doch der Monat in tunesischer Haft hat tiefe Narben hinterlassen. Femen-Aktivistin Josephine M. (20) aus Bergedorf spricht eine Woche nach ihrer Rückkehr in einem „Zeit“-Interview über ihr Martyrium im Gefängnis, über die Wirkung nackter Brüste in muslimischen Ländern und die Sorgen ihrer Familie.
„Bei der Festnahme wurden wir geschlagen, getreten und bedroht“, sagt Josephine M. Sie habe auf nacktem Steinboden schlafen, sich wie ein Kleinkind anziehen müssen. „Ich bekam eine rosafarbene Hose und ein Comic-T-Shirt. Vor Gericht wurden wir zwangsverschleiert“, sagt die 20-Jährige.
Am 29. Mai wurde Josephine nach ihrem Nackt-Protest vor dem Justizpalast von Tunis festgenommen – sie hatte für die Freilassung einer Femen-Freundin protestiert. Dass sie sich in der Berufungsverhandlung entschuldigt haben soll, dementiert die Philosophiestudentin: „Meine Aussage wurde falsch übersetzt.“
Die Kritik an ihrem Nackt-Protest in einem muslimischen Land wie Tunesien weist sie zurück: „Es ist schwierig, in Tunesien den Mund aufzumachen, ich habe Verständnis für die Opposition.“
Sie habe aber auch viel Zuspruch von tunesischen Frauen bekommen – die seien bereit für Femen. „Ich glaube, meine Brüste schaden niemandem. Außer dem Patriarchat – und darüber bin ich froh.“ Inzwischen ist die 20-Jährige, die noch bei ihren Eltern lebt, heimgekehrt. „Meine Eltern sind mit allem, was passiert ist, sehr professionell umgegangen“, sagt sie.
Von der geplanten Aktion in Tunesien habe sie ihrer Familie vor Abreise nichts erzählt – und betont, dass sie trotz der Qualen alles noch mal genauso machen würde. „Ich muss mich jetzt erholen, aber ich werde wieder protestieren. Femen ist Teil meiner Identität geworden.“
Via: mopo.de
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