«Die Ukraine ist kein Bordell» – Frauen haben es schwer im EM-Land

Frauen im Land von EM-Co-Gastgeber Ukraine zeigen gerne viel Haut.
Doch hinter tiefem Dekolleté und Minirock verbergen sich nicht selten
Probleme. Diskriminierung und wirtschaftliche Not treiben Frauen in
der Ex-Sowjetrepublik oft in die Prostitution.

Kiew (dpa) - Ukrainerinnen sind in den Augen vieler Männer die
schönsten Frauen Europas - doch wegen finanzieller Sorgen und
sozialer Probleme rutschen viele in die Prostitution. Die frühere
Sowjetrepublik wird oft abschätzig als «Bordell» des Kontinents
bezeichnet. Während sich die Regierung in Kiew von der nahenden
Fußball-Europameisterschaft einen Meilenstein bei der Integration
nach Westen verspricht, fürchten Frauenrechtlerinnen negative Folgen.
«Die EM wird den Sex-Tourismus in der Ukraine noch vorantreiben und
die Frauen hierzulande weiter erniedrigen», sagt Anna Guzol von der
Gruppe Femen in einem Gespräch der Deutschen Presse-Agentur.

«Ukrainerinnen haben in Europa einen schlechten Ruf als hübsche,
billige Sexobjekte», meint Guzol. Mit ihrer Bewegung will die junge
Feministin auf die Diskriminierung von Frauen im zweitgrößten
Flächenland Europas aufmerksam machen. Mittel zum Zweck sind dabei
vor allem die nackten Brüste der Femen-Mitglieder, die sich bei ihren
öffentlichen Aktionen fast völlig entkleiden. «Die Ukraine ist kein
Bordell» lautete das Motto einer der bekanntesten Kundgebungen.

Tatsächlich aber ist der EM-Mit-Ausrichter nach Ansicht von
Experten eines der wichtigsten Herkunftsländer von Prostituierten in
Europa. «Viele Ukrainerinnen arbeiten in der Sexindustrie, aber das
liegt nicht daran, dass unsere Gesellschaft Frauen erlaubt, sich
freizügig zu kleiden», sagt Marjana Jewsjukowa von der Organisation
La Strada, die den Menschenhandel bekämpft. «Keine Frau will als
Prostituierte arbeiten. Sie tut es aus wirtschaftlicher Not und wegen
fehlender Alternativen.»

Für viele Frauen besteht Todesgefahr: Die Ukraine ist das Land mit
der größten Aids-Rate in Europa. In der Schwarzmeerstadt Odessa mit
etwa einer Million Einwohnern tragen Schätzungen zufolge 150 000
Menschen das Virus in sich. In der offiziellen Statistik tauchen
lediglich 11 000 Infizierte auf. Vor der Europameisterschaft
versuchen die Behörden nun gegenzusteuern. So liegen in einigen
Hotels in den Zimmern kostenlose Kondome aus.

In der finanziell angeschlagenen Ukraine gibt es vor allem für
Frauen wenig Arbeitsmöglichkeiten. Hinzu kommen soziale Probleme in
der oft patriarchisch geprägten Gesellschaft. «Frauen genießen in der
Ukraine kein hohes Ansehen», beschreibt Jewsjukowa den Kern des
Problems. Bei der Flucht vor festgefahrenen Familienstrukturen, vor
einem Leben in Armut oder vor saufenden und prügelnden Männern
geraten viele Ukrainerinnen in die Fänge von Zuhältern - oder setzen
ihre Hoffnungen auf amouröse Abenteuer mit betuchten Reisenden aus
dem Westen.

Geschäftsleute aus Deutschland, Großbritannien oder den USA
tauschen sich bereits in Internetforen darüber aus, wo besonders
leicht Bekanntschaften zu schließen sind - und zu welchem Preis.

An den eleganten Ukrainerinnen blicken auch die meisten Touristen
kaum vorbei. Im Sommer zeigen vor allem junge Frauen viel Haut und
könnten damit auch ausländische EM-Besucher auf Ideen bringen, warnt
die bekannte Sängerin Aljona Winnizkaja. «Unsere weibliche Schönheit
geben wir nicht auf, nur weil Frauen in anderen europäischen Ländern
anders aussehen.»

Guzol bereitet die Freizügigkeit ihrer Landsfrauen einerseits
Sorgen. «Das wird unser negatives Image noch verstärken», sagt die
Femen-Chefin. Andererseits verteidigt sie den Kleidungsstil: «Unsere
Frauen sind stolz darauf, attraktiv zu sein - aber das macht sie noch
lange nicht zu Prostituierten. Falls sich eine Frau freizügig
anziehen will, ist das ihr gutes Recht.»

Via: europeonline-magazine.eu


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