„Diese Mädchen sind schwach“

Mit spektakulären Entkleidungs- und Oberkörperentblößungsaktionen sorgt die urkainische Aktivistinnengruppe Femen weltweit für Schlagzeilen. Nicht immer versteht man gerade in Westeuropa, warum die Aktivistinnen mit nackten Brüsten für Frauenrechte kämpfen. Nun will ein Film, der bei den Filmfestspielen in Venedig läuft, die Hintergründe der Gruppe aufdecken - sie sind laut Doku mehr als männlich.

Die aus der Ukraine stammende Gruppe sieht sich als „Stoßtrupp des Feminismus“. Mit ihren barbusigen Aktionen könnten sie größere Aufmerksamkeit erzielen als angezogen, verteidigen sich die „Sextremistinnen“ gegen Kritik. Gegner meinen, die Frauen setzten mehr auf Effekte denn auf Inhalte. In den Feuilletons war die Frage, wie feministisch der Feminismus von Femen ist, über Wochen ein Dauerthema.

APA/EPA/Ettore Ferrari

Bilder von der Vorstellung des Femen-Films bei den Filmfestspielen in Venedig

Gerade feministische Kritiker der Femen-Aktionen werden mit besonderem Interesse die weitere Diskussion über einen Film verfolgen, der nun bei den Filmfestspielen in Venedig vorgestellt wurde. „Ukraina Ne Bordel“ (Die Ukraine ist kein Bordell) heißt die Dokumentation der 28-jährigen Australierin Kitty Green, die selbst über Jahre hinweg mit Femen gerade in Osteuropa, etwa in Weißrussland, unterwegs war und heimlich die Aktionen filmte und danach auf der offiziellen Website der Gruppe veröffentlichte.

Eine Gruppe und ihr Mastermind

Green, die den Film unter anderen mit dem Femen-Gründungsmitglied Alexandra Schewtschenko in Venedig vorstellte, zeigt in ihrer Dokumentation, die sich im Untertitel „Die Femen-Geschichte“ nennt, den Ukrainer Viktor Swjazki nicht nur als Unterstützer der Gruppe, der bei Femen-Protesten von Sicherheitskräften ebenso niedergeschlagen wurde, sondern als graue Eminenz, ja Mastermind der Gruppe.

2008 gegründet

Gegründet 2008, wurde Femen mit Oben-ohne-Attacken gegen Sextourismus bei der Fußball-EM 2012, die auch in der Ukraine ausgetragen wurde, europaweit bekannt.

Im Laufe der Zeit, so erzählte Green dem britischen „Independent“, habe sie immer mehr das Funktionieren des inneren Zirkels von Femen kennengelernt - und sich letztlich auch entschieden, diesen Film zu machen. Mit ihrer Doku zeigt sie jetzt, dass Femen intern ziemlich genau so organisiert ist wie all das, was Femen kritisiert: Ein Mann bestimmt die Linie, er sucht die hübschesten Frauen, die bei Femen mitmachen dürfen, aus, denn, so zitiert der Film Swjazki: „Schöne Frauen kommen in den Medien besser an.“

AFP

Femen selbst verbreitet solche Fotos von Swjazki. Er soll bei Aktionen immer wieder mit Behördengewalt konfrontiert sein.

„Er ging furchtbar mit den Frauen um“

Am Anfang sei Swjazki gegen das Filmprojekt gewesen, das seine Rolle bei Femen darstellt. Doch die Filmemacherin war beharrlich. „Für mich war das eine wichtige moralische Sache, als ich gesehen habe, wie diese Organisation geführt wird“, schilderte sie dem „Independent“: „Er ging furchtbar mit den Mädchen um. Manchmal schrie er sie an und nannte sie Schlampen.“

Im Film gibt Swjazki selbst Auskunft. Der Bürgerrechtler gesteht dabei seine paradoxe Rolle als „Patriarch“ und Anführer einer „feministischen Gruppe“. Sein Argument in der Dokumentation: „Diese Mädchen sind schwach.“ Man müsse den Frauen die entscheidenden Qualitäten für den politischen Kampf beibringen, sagt er in der Dokumentation.

Ein Gründer und das „Stockholm-Syndrom“

Swjazki bleibt im Film dabei, dass sein Einfluss auf die Frauen ein positiver sei. Auf die Frage, ob er Femen gegründet habe, um an junge Frauen heranzukommen, sagt er im Film: „Vielleicht ja, tief in meinem Unbewussten.“ Eine Femen-Aktivistin, die in dem Film zu Wort kommt, verwendet das Wort „Stockholm-Syndrom“, um ihr Verhältnis zum Femen-Gründer zu beschreiben. Das Syndrom beschreibt gemeinhin die wachsende Sympathie einer Geisel zum Geiselnehmer im Verlauf einer gewaltsamen Entführung.

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Publiziert am 04.09.2013

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