Doch nicht wie bei Michelangelo?

Josephine Witt - den Namen hat sie sich selbst ausgedacht, eigentlich heißt sie anders - ist eine selbstbewusste junge Frau. Dompropst Norbert Feldhoff, der Hausherr des Kölner Doms, hat ihr vorgeworfen, mit ihrer Aktion Kinder und Jugendliche reihenweise traumatisiert zu haben. "Davon höre ich zum ersten Mal", sagt sie kurz vor Prozessbeginn der Deutschen Presse-Agentur. "Das wäre das erste Mal, dass bei einer unserer Aktionen mit nackten Brüsten jemand traumatisiert worden wäre."

Warten auf den Richter. Vor Josephine Witt steht eine Phalanx von Fotografen und Kameraleuten. Die Studentin der Zahnmedizin lächelt souverän. Die Haare hat sie zu einem braven Pferdeschwanz gebunden, neben sich hat sie ihre Handtasche abgestellt, aus der ein Blumenstrauß herausschaut.

Richter Gerd Krämer betritt den Saal. Ein gemütlicher dicker Mann mit Schnäuzer, leutselig lächelnd. Die Aktivistinnen der Frauenrechtsgruppe Femen haben das Verfahren mit dem Prozess gegen die Band Pussy Riot verglichen, die in Russland wegen eines Kirchenprotests inhaftiert worden war, doch die Assoziationen im Gerichtssaal sind andere.

"Keine Leichen im Keller"

Herr Krämer erkundigt sich danach, wie viel Bafög die 21-jährige Hamburgerin bekommt, ob sie zusätzlich noch arbeiten geht, was dabei rumkommt. Auffälligkeiten in ihrer Biografie gibt es keine - weder Probleme im Elternhaus noch in der Schule. Nein, sie hat "keine Leichen im Keller", wie sie es selbst formuliert.

Dann verliest Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn die Anklage. Man hört noch einmal, wie sie "bis auf einen schwarzen Slip völlig unbekleidet" auf den geheiligten Altar gesprungen ist, mit der Parole "I am god" (Ich bin Gott) auf den nackten Brüsten. "Wollen Sie dazu was sagen?", fragt der Richter. Ja, das möchte sie.

Via: katholisch.de


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