Aktivistinnen von Femen kapern das Finale von „Germany’s Next Topmodel“. Es ist das erste Mal, dass es Frauenrechtlerinnen in die Show schaffen. Die zweite große Überraschung des Abends ist die Siegerin des Castings.
Ein kurzer Augenblick hätte die schöne Glitzerwelt von ProSieben beinahe zerstört: Ausgerechnet in einem besonders dramatischen Entscheidungsmoment stürmten zwei barbusige Aktivistinnen der Feministinnen-Gruppe Femen auf den Laufsteg von „Germany’s Next Topmodel“ (GNTM). Nur Sekundenbruchteile waren sie im Fernsehen zu sehen, die Security schritt ein – und ProSieben schaltete schnell auf eine andere Kamera.
Eine der Aktivistinnen trug den Slogan „Heidi Horror Picture Show“ auf ihrem blanken Oberkörper. „Ich habe gerade Busen vor mir gesehen“, sagte Heidi Klum etwas perplex – und traurig: „Ausgerechnet in diesem Moment.“ Frauenrechtlerinnen wie an diesem Abend in der Mannheimer SAP-Arena hat es bei „Germany’s Next Topmodel“ noch nie gegeben.
Am Donnerstagabend hat Heidi Klum ihr neues „Topmodel“ gekürt. Das Finale der achten Staffel der Casting-Show „Germany's Next Topmodel“ fand diesmal in der SAP-Arena in Mannheim statt.
Foto: dpa
Ihre Kritik schon. Dass junge Mädchen in der Show immer wieder auf ihr Äußeres reduziert werden und sich eins von ihnen in dieser Staffel sogar gefallen lassen musste, auf dem Laufsteg ihre Hüften vermessen zu lassen, das treibt vielen die Zornesröte ins Gesicht. Alice Schwarzer erklärte Klum einst in ihrer Zeitschrift „Emma“ zum „Pascha des Monats“ und nannte sie „stupsnasige und kaltschnäuzige Schar-führerin“, die „Hunderte von naiven jungen Mädchen“ peitsche.
Femen feiert die Aktion auf Facebook. Auf ihrer Seite schreiben die Aktivistinnen, sie hätten es geschafft, „ihre Vorwürfe der modefaschistischen Ideologin der Show, Heidi Klum, ins Gesicht zu sagen – vor 15 000 Zuschauern im Stadion und Millionen Fernsehzuschauern.“ Und weiter heißt es: „Femen betrachtet die Modeindustrie als ein Element der Zuhälter-Industrie und stellt sich stets gegen die Kommerzialisierung des weiblichen Körpers.“ All das aber wollten weder Klum noch die Kandidatinnen in Mannheim hören. Schließlich wurde dort niemand geringeres gekürt als „Germany’s Next Topmodel“. Und die Siegerin war die zweite große Überraschung des Abends: Es ist die Hamburgerin Lovelyn, die auch Experten und Fans der Sendung vor dem Finale nicht als Gewinnerin auf dem Zettel hatten.
Lovelyn ist 16 Jahre alt und sagte über die Staffel: „Das war eine der besten Zeiten meines Lebens.“ Vier Jahre nach Sara Nuru hat Deutschland damit wieder ein dunkelhäutiges „Topmodel“.
Im Grunde hatte die Jury in der Finalshow gar keine andere Wahl. Publikumsliebling Anna Maria hatte es gar nicht erst ins Finale geschafft, und während Favoritin Luise beim Fotoshooting auf Stelzen versagte und Sabrina und Maike auf dem Laufsteg patzten, brachte die 16-Jährige die Finalshow professionell und fast ohne Fehler hinter sich. „Ich habe immer gestrahlt.“, sagte sie zum Schluss über sich selbst: „Von A-Z habe ich alles mitgemacht mit meinen 16 Jahren.“ (dpa)
Via: berliner-zeitung.de
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