Femen-Aktivistin Hellen Langhorst über Germany’s Next Topmodel-Aktion

SPIEGEL ONLINE: Frau Langhorst, was haben Sie gegen Heidi Klums Model-Show?

Langhorst: Es ist eine sadistische Show. Heidi Klum gibt sich mütterlich, aber sie zieht Profit daraus, Minderjährige vorzuführen. Sie muss ihrer Verantwortung gerecht werden.

SPIEGEL ONLINE: Welche Verantwortung hat sie denn Ihrer Meinung nach?

Langhorst: Der Saal, in dem das Finale stattfand, war voller Mädchen von 6 bis 16 Jahren. In einer Pause fragte Klum dann: Wer will hier Top-Model werden? Und alle schrien: Ich! Ich! Ich! Das ist schrecklich. Für eine ganze Generation wird Schönheit über Bildung gesetzt, in dieser Hinsicht sind Klum und ihre Show eine einzige Dreckschleuder.

SPIEGEL ONLINE: Die Models bei Klum sind halbnackt, Sie sind es beim Protestieren doch auch. Ist das besser?

Langhorst: Wir versuchen, ein Bild der Frau zu zeigen, das eben nicht sexualisiert ist. Somit ist es das genaue Gegenteil: Die Models versuchen, sich sexy zu zeigen, sich zu verkaufen. Wir zeigen uns autonom und haben eine Message.

SPIEGEL ONLINE: Und die wäre?

Langhorst: Stopp mit der Fleischschau von Heidi Klum.

SPIEGEL ONLINE: Aber zeigt Femen nicht ganz ähnliche Schönheitsideale wie das Modelbusiness?

Langhorst: Wieso, weil wir schlank sind? Dafür können wir doch nichts. Wir heißen jede Frau willkommen, egal ob dick oder alt.

SPIEGEL ONLINE: Sie sind Teil der deutschen Femen-Gruppe, die es seit ein paar Monaten gibt. Sie haben vor einer Moschee gegen den Islamismus, auf einer Messe gegen Russlands Präsidenten Putin oder zuletzt gegen ein Barbie-Zelt in Berlin protestiert. Wie passt das zusammen?

Langhorst: Wir bekämpfen das Patriarchat, wo immer es sich zeigt: Die patriarchale Gesellschaft stützt sich auf Sexindustrie, auf Religion und auf Diktatur.

SPIEGEL ONLINE: Und zu welcher dieser drei Säulen zählen Sie "Germany's Next Topmodel"?

Langhorst: Frauen werden dort in eine bestimmte Rolle gepresst. Warum gibt es das denn nicht für Männer - so was wie "Germany's Next Topmodel for Men"?

SPIEGEL ONLINE: Warum denn nicht?

Langhorst: Vielleicht schaut das dann keiner. Es funktioniert doch vor allem, wenn Frauen über Schönheit definiert werden.

SPIEGEL ONLINE: War Ihre Aktion gestern ein Erfolg?

Langhorst: Ja, absolut. Wir wussten es schon gleich danach: Nachdem uns die Polizei abgeführt hat, waren wir noch voller Adrenalin und sahen, dass die Bilder sofort auf Twitter und Facebook rumgingen. Wir haben uns die Fotos selbst angeschaut und wussten: Alles hat geklappt.

SPIEGEL ONLINE: Was nehmen die Zuschauer von dieser Aktion mit?

Langhorst: Sie sind irritiert, fragen sich, was das soll. Genau das wollen wir erreichen: Die Leute sollen sich Gedanken machen.

Das Interview führte Fabian Reinbold.

Via: spiegel.de


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