Femen-Aktivistin: «Wir sind extrem»

Die Ukrainerin Oksana Schatschko ist quasi das Postergirl von Femen, den hübschen Feministinnen, die mit nackten Brüsten und Blumen im Haar Kirchen stürmen und auf russischem Boden Präsident Putin verfluchen.




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Die Dokumentation "Je suis Femen" zeigt Oksana, ganz privat und versunken in ihrem Kampf für Frauenrechte: neue Einblicke und ein nicht immer objek­tiver Ton – aber ein Film, der hängenbleibt. Jetzt im Kino.

Zu unserem Treffen in Nyon trägt sie ein Trägershirt mit dem Aufdruck «Fuck your morality». Es sitzt so locker, dass ihr Busen immer wieder rausblitzt. Kalkül? Vielleicht. Überraschend? Kaum. Oksana zündet sich eine Zigarette an und erklärt die Welt aus ihrer Sicht.

Oksana, was stört dich an der Gesellschaft?
Einiges. Die Sex-Industrie, die Frauen zu Objekten macht. Das Patriarchat und die Kirche, die un­sere Rechte untergraben. Aber auch die Mode-Industrie. Sie drückt uns ein Bild davon auf, was normal sein soll, und beeinträchtigt damit unser Leben.

Ihr protestiert halb nackt. Ist das keine Se­x­ualisierung?
Das ist natürlich ein Paradoxon. Unsere Körper sind unsere Schwäche, weil sie uns sexualisieren. Wir nutzen das. Mit unseren Aktionen halten wir den Leuten vor Augen, wie sie uns zu Objekten machen.

In Kiew habt ihr mal ein Gedenkkreuz für Stalin-Opfer abgesägt. Gehört so etwas auch dazu?
Wir sind extrem. So erhalten wir Aufmerksamkeit. Erst für die Aktionen, dann für die Themen, um die es uns eigentlich geht.

Oksana interessiert sich seit sie 15 ist für Politik und Philosophie: «Ich habe viel Marx und Lenin gelesen.» Sie ist intelligent, weicht Fragen um ihr Privatleben geschickt aus und lenkt das Gespräch auf andere Themen. Etwa, dass sie für Femen Aktionen konzipiert.

Im neuen Doku­­mentarfilm «Je suis Fe­men» des Schweizer Regisseurs Alain Margot ist zu sehen, wie sie Masken für Proteste bemalt. «Wir müssen bedrohlich aussehen», gibt Oksana den Mädchen Anweisungen, «geht in Siegerpose» – sie streckt die geballte Faust in die Luft –, «ihr wollt stark wirken». Oksana ist schon so oft in Handschellen ab­geführt worden – sie weiss, wovon sie spricht.

Hast du nie Angst?
Doch, klar. Wir wurden gekidnappt, verprügelt und verfolgt. Der russische Geheimdienst arbeitet akribisch. Aber man weiss ja, dass es gefährlich werden kann, wenn man das System öffentlich kritisiert. Ich finds einfach viel beängsti­gender, nichts zu tun.

Wünschst du dir manchmal ein normales Leben?
Ich habe ein normales Leben. Der Protest ist mein Leben.

Seht ihr denn Erfolge?
Ja, in Paris haben wir eine Reihe von Verbündeten und
bekommen Zuspruch von gestandenen Feministinnen. Es gibt immer mehr Femen-Gruppen weltweit, etwa in der Türkei oder den USA. Wir verbreiten unser Manifest, und jede die will, kann mitmachen.

Was besagt euer Mani­fest?
Wir lehnen das pa­triarchale System ab und gehen dagegen vor. Das betrifft die Politik, die Wirtschaft, aber auch religiöse
Themen. Nimm Russland: Eine Frau kann zwar eine gute Position haben, aber die finale Macht liegt bei den Oligarchen – alles Männer. Im Grunde ist das überall auf der Welt so.

Verstehen die Leute, dass es euch darum geht?
Naja, vielleicht 10 Prozent von ihnen.

Beliebt ist Femen nicht: Aus der Ukraine, wo Ok­sana unter Terrorismusverdacht steht, musste sie fliehen, und zahl­reiche Feministinnen, zu denen sie sich ja selbst zählt, zweifeln ihre
Motive an; ihre Finanzierung ist ebenfalls umstritten. «Wir haben Gönner. Und einen Online­shop», so die Statements.

Ab und zu werden auch positive Stimmen laut: Etwa jene von Feminismus-Ikone Alice Schwarzer, die Femen als Erbinnen ihres Lebenswerks begrüsst. Auch Filmer Alain Margot lenkt den Blick auf etwas anderes als nackte Brüste und Ran­dale. Es geht eben doch um mehr – nur geht das oft unter.

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Via: 20min.ch


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