Venedig.
Blankziehen für die Emanzipation? Die Frauenrechtsorganisation Femen sorgt damit regelmäßig für Schlagzeilen - und vor allem Bilderstrecken - weltweit. Die 28-jährige Regisseurin Kitty Green begleitete vier Femen-Aktivistinnen ein ganzes Jahr lang und wirft mit „Ukraine is not a brothel" (deutsch: „Die Ukraine ist kein Bordell") einen neuen ungeschönten Blick hinter die Fassade der Organisation. Am Mittwoch machte Green, begleitet von einem barbusigen Femen-Schwadron, Werbung für ihren Film auf dem roten Teppich der Festspiele in Venedig.
Was Green in der Doku über die Ursprünge der Organisation enthüllt, überrascht: Denn die Protestgruppe, die sich für Frauenrechte stark macht, soll von einem Mann gegründet worden sein - und immer noch von ihm kontrolliert werden. Victor Svyatski heißt der Mann, der die barbusigen Schönheiten nach Greens Aussage anleitet. „Sobald ich im inneren Kreis war, kam ich nicht mehr an ihm vorbei. Er ist Femen", sagte Green dem „Independent".
Nur wer schön ist, wird ausgewählt
Sogar die Mitglieder der Protestgruppe habe Svyatski von Hand ausgewählt. Nicht etwa nach politischer Motivation, sondern nach Attraktivität: „Er hat die schönsten Mädchen ausgewählt, weil die schönsten Mädchen mehr Zeitungen verkaufen", zitiert der „Independent" Green weiter. „Die schönsten Mädchen kommen auf die Titelseite... Das wurde ihr Image, das wurde der Weg, wie sie ihre Marke verkaufen."
Die nackten Streiterinnen, nicht mehr als eine PR-Aktion, gesteuert von einem machtbesessenen Diktator? Laut Green wurde Svyatski häufig ausfallend, schrie die Frauen an und nannte sie „Bitches" (deutsch: „Schlampen") - und stellt sich mit diesem Verhalten in eine Reihe mit den Berlusconis und Putins dieser Welt, die Femen regelmäßig kritisieren.
"Wir sind psychologisch von ihm abhängig"
Nach einigen Diskussionen mit der Regisseurin ließ sich auch Victor Svyatski selbst filmen. „Diese Mädchen sind schwach", begründete er seine raumgreifende Rolle bei Femen. Sie seien unterwürfig, rückgratlos, unpünktlich und wiesen „mehrere Faktoren auf, die verhindern, dass sie politische Aktivistinnen werden." Diese Qualitäten hätte er den „Mädchen" vermitteln wollen.
Dass Selbstständigkeit wohl kaum das Ziel des Patriarchen ist, lässt die Aussage einer Femen-Aktivistin im Film erahnen: „Wir sind psychologisch von ihm abhängig", erklärte sie Green. (ksta)
Via: ksta.de
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