Femen als imperialistischer Feminismus?

Kritik an Femen: Sie sollten den Nackt-Protest nicht für sich vereinnahmen, Afrikanerinnen demonstrieren ihren Widerstand schon seit langem oben ohne

Die Proteste der ukrainischen Gruppe Femen sind längst nicht mehr unumstritten. Kritik gab es beispielsweise für eine Aktion in Hamburg, bei der sie mit ihren Slogans Vergleiche zwischen Sexindustrie und Shoa zogen. Und erst in den letzten Tagen wurde Femen unter dem Hashtag #MuslimahPride auf Twitter massiv kritisiert. Femen hatte am 4. April mit einem Aktionstag gegen Islamismus und einige Wochen davor mit Slogans wie "Das Kopftuch ist keine Wahl!" zahlreiche muslimische Frauen gegen sich aufgebracht.

Auch die fraglos medienwirksame Strategie, ausschließlich oben ohne zu demonstrieren, wird immer wieder dahingehend kritisiert, dass sich das jeweils Angeprangerte (Gewalt gegen Frauen, Prostitution, Kleiderordnungen oder Korruption) nicht gegen die Bilder der jungen, nackten Frauen durchsetzten könnte.

Auf der Seite okayafrica.com machte nun die Autorin Maryam Kazeem auch darauf aufmerksam, dass die Ukrainerinnen nicht die einzigen Oben-ohne-Aktivistinnen sind. Sie will auf die bisher übersehene Tatsache hinweisen, dass Femen diese Protestform weder besitzen und diese auch nicht exklusiv für einen weißen, europäischen Feminismus stünde. "Haben wir die Nackt-Proteste von vor über einem Jahrhundert in Nigeria, Kenia, Liberia und Uganda vergessen?", fragt Kazeem.

Schon über hundert Jahre oben ohne

Einer der wichtigsten Nacktproteste im vergangenen Jahrhundert fand 1929 während des Women´s War statt, schreibt Kazeem. Mit diesen Protesten wären deutliche Zeichen gegen Kolonisierung und auch gegen ein westlich geprägtes Bild von Nacktheit gesetzt worden. Sowohl in West, Ost- wie auch Südafrika hätten sich schwarze Frauen dagegen nackt zur Wehr gesetzt. Erst im Dezember letzten Jahres protestierten in Ogun (Nigeria) Frauen oben ohne gegen Multinationale Ölfirmen,  Korruption und Gewalt - dem Protest wurde allerdings kaum Aufmerksamkeit geschenkt, kritisiert Kazeem.

Über mangelnde Aufmerksamkeit kann sich hingegen die ukrainische Gruppe Femen nicht beschweren. Nachdem Femen ihre Protest-Aktionen nun auch bis in den Nahen Osten und Nordafrika ausweiten, würden zwar verstärkt relevante Fragen über das Verhältnis westlicher Feminismen und globaler frauenpolitischer Bestrebungen gestellt. Maryam Kazeem kritisiert allerdings, dass diese Präsenz auch dazu führe, die Methode des Nackt-Protestes zu vereinnahmen und ein westliches Verständnis von Nacktheit als universelles Verständnis darzustellen. Damit liefere Femen ein klassisches Beispiel für einen imperialistischen Feminismus. (red, dieStandard.at, 11.4.2013)

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Via: diestandard.at


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