Femen: Nackt und selbstbewusst für Gleichberechtigung

Irina Khanova ist Mitbegründerin von Femen Deutschland. Wir sprachen mit ihr über die feministische Bewegung, deren Ziele und Konflikte, Alice Schwarzer, Angela Merkel, die Scham sich vor anderen Menschen nackt zu zeigen und die Angst um die eigene Familie.

Die 33-Jährige verriet uns die Hintergründe zum Putin-Protest auf der Hannover Messe. Die in Russland geborene selbständige Grafikdesignerin sagte bei dem Gespräch in Hamburg, wie sie gegen Zwangsprostitution kämpfen möchte und was Frauen machen müssen, um sich in unserer Gesellschaft im Alltag zu behaupten.

Interview: Jakob Paßlick

Warum engagieren Sie sich bei Femen?

Irina Khanova: Im Sommer 2012 haben Ungerechtigkeiten dazu geführt, dass ich mich persönlich dazu entschieden habe, mich bei Femen zu engagieren. Vor allem der skandalöse Prozess um Pussy Riot in Russland.

Immer wieder stellt sich eine zentrale Frage: Warum protestiert Femen mit blanken Brüsten?

Khanova: Die blanke Brust wird immer irritieren. Sie steht im Fokus des Patriarchats. Der weibliche Körper steht im Fokus des Patriarchats. Beispiel hierfür, die Verweigerung Abtreibung. Wir Frauen müssen uns ständig anpassen und uns immer mit unserem Körper beschäftigen. Natürlich zieht man mit den Aktionen viel Aufmerksamkeit auf sich. Man zeigt aber auch; hey, wir bestimmen selbst was wir von unserem Körper preisgeben. Wenn der weibliche Körper für Werbung genutzt wird, warum kann ich dann meinen Körper nicht für den politischen Protest nutzen?

Wie ist für Sie bei einer Protestaktion nackt zu sein?

Khanova: Ich musste ziemlich viel lernen. Wir sind keine Schauspielerinnen. Das Bild der Frauen ist so dermaßen von der Werbung bestimmt, dass sich das viele nicht mehr vorstellen können, dass es Frauen wie uns gibt: Entblößter Oberkörper, breitbeinig, die Arme nach oben gestreckt, selbstbewusst. Wir werden so manipuliert. Da sieht man liebe, nette Mädels, die sich in unterwürfigen Posen darstellen. Wir müssen selbstbewusster werden!

Aber was hatten Sie für ein Gefühl?

Khanova: Ich war, glaube ich, am Anfang etwas unsicher. Gerade was meine Körperhaltung und meinen Gesichtsausdruck angeht. Doch wenn ich an die Ungerechtigkeiten denke, merke ich immer wieder: Diese Art Protest ist eine tolle Möglichkeit, um meine Wut herauszulassen.

Wie haben Ihre Eltern reagiert als Sie von der Art des Protests mitbekommen haben?

Khanova: Meine Mutter wohnt noch in Russland und ist dort Kunstlehrerin. Die Nacktheit gehörte bei uns dazu. An der Wand hing Michelangelo, der auch nackt ist. Und sie wollte mir schon früh zeigen, dass die Nacktheit zum menschlichen Wesen gehört. Trotzdem hat sie mich gefragt, warum der Protest nackt sein muss. Ich habe es ihr erklärt und sie versteht es.

Via: rtl.de


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