Femen: der Name steht seit 2008 für spektakuläre Protestaktionen. Halbnackte junge Frauen tauchen plötzlich bei politischen, sportlichen oder gesellschaftlichen Ereignissen auf, tragen lautstark ihren Protest vor, werden - in der Regel vor den Kameras von Journalisten - von Ordnungshütern festgenommen. Sextremistinnen nennen sich die Oben-ohne-Aktivistinnen selbst, "neue Amazonen", die für den Feminismus des dritten Jahrtausends stünden.
Am Donnerstagabend stürmten Femen-Aktivistinnen sogar den roten Teppich bei der Berlinale. Wer sind die halbnackten Frauen - und was wollen sie erreichen? Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zu Femen.
Was ist Femen?
Femen ist eine internationale Frauenbewegung. Die Organisation tritt für die Selbstbestimmung der Menschen - vor allem der Frauen ein. Bekannt wurde Femen durch ihre Oben-ohne-Proteste: Halbnackte Aktivistinnen demonstrieren bei Großveranstaltungen und lassen sich öffentlichkeitswirksam festnehmen.
Wer steckt hinter Femen?
Gegründet wurde Femen im April 2008 in Kiew/Ukraine, unter anderem aus Protest gegen den dortigen Sex-Tourismus. Gründerin ist die 1984 geborene Anna Hutsol. Wieviele Unterstützer oder Mitglieder Femen hat, ist schwer zu sagen, die Gruppe selbst sprach einmal von 30.000. Fakt ist, dass Protestaktionen von Femen-Aktivistinnen in den verschiedensten Ländern stattfinden. Der Schwerpunkt der Obben-Ohne-Aktionen liegt dabei in Europa und Osteuropa.
Wie sehen sich die Femen-Mitglieder selbst?
Auf ihrer offiziellen Webseite bezeichnen sich die Femen-Anhänger als "neue Amazonen, die fähig sind, die Grundlagen der patriarchalen Welt durch ihren Intellekt, Sex und Agilität zu untergraben". Femen habe die Fähigkeit "die Probleme der Welt fühlen", ihre Mitglieder seien bereit, "jede Zelle ihres Körpers für den unerbittlichen Kampf gegen Jahrhunderte der Sklaverei von Frauen zu mobilisieren". Man habe die Mission "die besten Bedingungen für junge Frauen zu schaffen, sich zu einer sozialen Gruppe mit der allgemeinen Idee der gegenseitigen Unterstützung und der sozialen Verantwortung zu verbinden und zu helfen, die Talente jedes Mitglieds der Bewegung zu zeigen.
Welche Ziele hat Femen?
"Wir von Femen haben zwei Träume: der eine ist es hier in der Ukraine so schnell wie möglich eine politische Partei zu werden, die natürlich demokratisch, natürlich radikal und natürlich für Frauen ist. Der andere ist es eine internationale Bewegung zu werden", erklärte Femen-Aktivistin Inna Shevchenko einmal in einem Interview. Der Protest von Femen richtet sich unter anderem gegen die sexuelle Ausbeutung von Frauen, Alltagsdiskriminierung und die Sex-Industrie.
Welches Symbol hat Femen?
Femen-Aktivistinnen zeigen sich oft mit einem bunten Blumenkranz im Haar.
Oben-ohne-Protest von Femen: Welche Folgen hat er?
Die Protest-Aktionen von Femen finden regelmäßig ihren Weg in eine breite Öffentlichkeit. Denn wenn die Aktivistinnen sich nackt zeigen, sind die Fotografen der Weltpresse mit dabei. Für die jungen Frauen ist ihr Protest allerdings nicht ganz ungefährlich. die sicherheitskräfte gehen bisweilen durchaus ruppig vor, um ihre Aktionen zu beenden. Auch strafrechtliche Folgen gibt es gelegentlich. Im Sommer 2012 etwa musste eine Frau wegen ihrer Oben-ohne-Attacke auf den russisch-orthodoxen Patriarchen Kirill in Kiew für 15 Tage hinter Gitter. Auch andere Aktivistinnen landeten nach Protestaktionen im Gefängnis.
Welchen Einfluss hat Femen?
Politisch bislang keinen allzu großen. Öffentlichkeitswirksam sind die Aktionen der Feministinnen aber durchaus - zumal sie gut vernetzt und in den sozialen Online-Netzwerken aktiv sind. So präsentiert sich Femen auf Webseiten, (deutschen) Facebook-Auftritten und Blogs. Von Femen gibt es unzählige Videos im Netz - und natürlich Bilder ihrer Demos.
Femen-Aktionen: Welche sorgten für Aufsehen?
Januar 2013: Vier barbusige Frauen der ukrainischen Aktivistinnen-Gruppe Femen protestieren beim wöchentlichen Angelus-Gebet von Papst Benedikt XVI. auf dem Petersplatz im Vatikan gegen die Homosexuellenpolitik der katholischen Kirche. Die Frauen haben sich «In Gay We Trust» (Wir vertrauen auf die Homosexualität) in Anlehnung an das bekannte «In God We Trust» (Wir vertrauen auf Gott) auf ihre nackten Oberkörper geschrieben.
Oktober 2012: Frauenrechtlerinnen der Gruppe Femen demonstreiren oben ohne im Pariser Louvre gegen den Umgang mit einer mutmaßlich vergewaltigten Frau in Tunesien.
August 2012: Eine nackte Aktivistin der Frauenrechtsgruppe Femen sägt in Kyiv ein Kruzifix um - aus Protest gegen das Urteil gegen die Band "Pussy Riot".
Juli 2012: Mit dem Ruf «Raus!» und der Aufschrift «Kill Kirill» auf ihrem nackten Rücken stürzt sich eine Femen-Aktivistin in Kyiv auf den Kirchenpatriarchen Kirill . Die Frau wird von einem Kirchenmann und einem Sicherheitsbeamten wenige Meter vor dem Patriarchen abgefangen und weggeführt.
Juni 2012: Halbnackte Aktivistinnen der Frauenrechts-Organisation demonstrierten zum Start der EM in Hamburg und in Warschau gegen Sex-Tourismus.
Februar 2012: Halbnackte Femen-Demonstrantinnen protestieren vor dem Hauptsitz des Gazprom-Konzerns in Moskau. Auf Schildern und Plakaten äußerten sie ihren Protest gegen die Preispolitik des Konzerns im Gas-Handel mit der Ukraine.
Oktober 2011: Drei Femen-Aktivistinnen postieren sich als Hausmädchen verkleidet in Paris vor dem Haus von Dominique Strauss-Kahn, um ihn als Sexisten zu brandmarken
Februar 2011: Femen-Aktivistinnen protestieren gegen Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi, dem Sex mit einer Minderjährigen angelastet wird. Für den unverhüllten Protest vor Italiens Botschaft gegen den «Sexualstraftäter» verurteilte ein Gericht in Kiew zwei der Frauen zu kurzen Gefängnisstrafen. AZ
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