„Ja zur Familie“

Es war ein hitziges Protestwochenende, das Frankreich hinter sich hat: Mehr als 100.000 Menschen demonstrierten gegen die geplante Homosexuellenehe und das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare. In der Hauptstadt Paris versammelten sich laut Polizei am Samstag rund 70.000 Menschen. In Toulouse setzte die Polizei Tränengas ein, am Sonntag wurde eine Gruppe von Aktivisten angegriffen.

Mehrere Aktivistinnen der Frauengruppe Femen und Medienvertreter seien von Gegnern der Homosexuellenehe „verprügelt“ worden, berichtete die Journalistin Caroline Fourest, die selbst Opfer wurde, am Sonntag. Auslöser war demnach, dass ein Dutzend Femen-Aktivistinnen bei dem von der kirchlichen Organisation Civitas organisierten Protest gegen die gleichgeschlechtliche Ehe als Nonnen verkleidet aufgetreten waren und Spaßparolen gerufen hatte. An der von Civitas organisierten Kundgebung beteiligten sich mehrere tausend Menschen.

dapd/AP/Thibault CamusParis: Erneut Tausende bei einer Demo gegen die Homoehe am Sonntag

„Echter Kampf für die Rettung der Familie“

In der Folge seien sie von einer „entfesselten“ Gruppe von etwa 30 Leuten gejagt worden, sagte Fourest. „Die Mädchen wurden am ganzen Körper geschlagen und auch Journalisten, die sie gefilmt hatten.“ Auch sie selbst sei geschlagen, auf den Boden geworfen und dann verfolgt worden. Die Polizei habe dann eingegriffen und die Frauen und Journalisten in Sicherheit gebracht.

Einige Teilnehmer trugen Soutanen, mehrere führten Kreuze mit. „Unser Ziel ist es, einen echten Kampf für die Rettung der Familie und der Kinder zu führen“, sagte Civitas-Vertreter Alain Escada. „Die Homosexuellenehe ist die Büchse der Pandora, die dazu führen wird, dass andere die Mehrehe oder Inzestheiraten fordern.“

Massendemonstration in Paris

Doch der Aktionismus einer kleinen Aktivistengruppe und die Unmutsbekundungen von Vertretern der kirchlichen Organisation Civitas haben einen bedeutend tieferen Hintergrund: die Empörung einer nicht unwesentlichen Anzahl von Franzosen, die sich klar gegen die von den Sozialisten geplante Einführung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare und das damit verbundene Adoptionsrecht aussprechen. Bereits am Samstag hatten in ganz Frankreich mehr als 100.000 Menschen demonstriert.

Reuters/Jean-Paul PelissierIn der Hafenstadt Marseille gingen Tausende Gegner der Homoehe auf die Straße

„Ein Papa, eine Mama, ganz einfach“

Die Demonstranten hielten auf Plakaten Slogans wie „Ja zur Familie!“ und „Ein Papa, eine Mama, ganz einfach!“ in die Höhe. Die Veranstalter verwiesen darauf, dass die Kundgebung weder politisch noch religiös motiviert sei und sich auch „gegen Homophobie“ richte. In Toulouse im Südwesten Frankreichs versammelten sich nach Angaben der Polizei am Samstag 5.000 Menschen, um gegen die Homoehe zu demonstrieren, die Organisatoren sprachen von 10.000 Demonstranten. Gegen die Teilnehmer einer nicht genehmigten Demonstration von rund 350 Anhängern der Regierungspläne setzte die Polizei Tränengas ein.

In Lyon beteiligten sich laut Behörden 22.000 Menschen an einer Kundgebung gegen Homosexuellenehe und Adoptionsrecht. Die Polizei trennte mehrere der Gegendemonstranten und Vertreter extrem rechter Gruppierungen, die für die traditionelle Familie demonstrierten. Dutzende Menschen wurden festgenommen. Auch in Nantes, Rennes und Marseille demonstrierten Tausende Menschen gegen die Pläne der Sozialisten.

Reuters/Robert Pratta„Mariage pour tous“: Protest der Gesetzesbefürworter in Lyon am Samstag

Eingetragene Partnerschaft seit 1999

Anfang November hatte die französische Regierung eine Gesetzesvorlage verabschiedet, die neben der Ehe zwischen Homosexuellen auch ein Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare vorsieht. Ab Jänner soll das Gesetz in der Nationalversammlung diskutiert werden. Bereits seit 1999 können homo- und heterosexuelle Paare in Frankreich eine eingetragene Lebenspartnerschaft (PACS) eingehen.

Die Regierung verteidigte die Pläne der „Ehe für alle“. Diese seien „ein Fortschritt für alle“, so Regierungssprecherin Najat Vallaud-Belkacem am Samstag. Sie forderte eine sachliche Diskussion über die Frage. Die Instrumentalisierung der Frage oder „Ausfälle“ werde die Regierung nicht dulden, hieß es.

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Publiziert am 19.11.2012

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