Jetzt versenken sich Berlins Piraten selbst


Berlin –  

Den Piraten droht der Untergang. Ausgerechnet vor der für sie so wichtigen Europawahl jagt ein Skandal den nächsten. Ausgelöst hat die Zerreißprobe eine Enthüllung im Berliner KURIER. Und nun kommt es knüppeldick.

„Seit 2009 war ich Mitglied, jetzt reicht’s mir aber leider.“ Enno Lenze, einer der angesehensten Piraten Berlins, wirft das Handtuch. Auch Birger Haarbrandt aus dem Landesverband Niedersachsen hat die Nase voll: „Mir blutet das Herz, aber das ist nicht mehr meine Vorstellung von einer Partei, die Dinge zum Besseren wendet.“ Wie die Beiden fühlen viele den Verlust der Identität der Piraten. Der Protest- folgt die Austrittswelle. „Bombergate“ war für viele Piraten der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Anne Helm mit einem Piraten-Wahlplakat im Juni 2013.

Foto: picture alliance / Geisler-Foto


„Bombergate“, so wird der Skandal um die Neuköllner BVV-Abgeordnete Anne Helm genannt. Diese hatte in Dresden zum 69. Jahrestag der alliierten Bombenangriffe auf Dresden mit blanker Brust dem britischen Befehlshaber Arthur Harris „gedankt“ – und so auf menschenverachtende Weise zehntausende Opfer verhöhnt. Der KURIER hatte sie trotz Vermummung enttarnt und die Geschichte öffentlich gemacht. Und seitdem toben heftige Diskussionen innerhalb der Piraten über die Frau, die sogar auf Listenplatz 5 zur Europawahl steht. Unklar ist, ob sie diesen behält oder womöglich, wie viele fordern, aus der Partei ausgeschlossen wird. Helm selbst schweigt.

Doch für die Partei kommt es noch schlimmer: In Dresden protestierte neben Helm die Aktivistin Mercedes Reichstein, auch sie Piraten-Mitglied. Die 22-Jährige warf Anfang Februar laut Polizei „fackelähnliche Gegenstände“ auf die russische Botschaft, wurde unter heftigem Widerstand festgenommen. Nun kandidiert Reichstein für den Berliner Landesvorstand der Piraten.

Selbst liberale Piraten schütteln ungläubig den Kopf über die unhaltbaren Zustände, treten wie Enno Lenze aus oder distanzieren sich von der Partei.

Kein Wunder, scheint doch selbst Beratern des Bundesvorstands wie Julia Schramm jedes Taktgefühl verloren gegangen zu sein. Sie twitterte zum „Bombergate“: „Sauerkraut, Kartoffelbrei – Bomber Harris, Feuer frei“. Eine geschmacklose Provokation, die in anderen demokratischen Parteien wohl ein Parteiausschlussverfahren zur Folge hätte. Bei den Piraten heißt es von der Pressestelle: „Wir beobachten die Entwicklung sehr genau“.

Und was sagt der Bundesvorsitzende Thorsten Wirth zu dem politischen Dilemma? In dieser prekären Lage, in der es sowohl um ein erfolgreiches Abschneiden bei der Europawahl wie auch um die Zukunft seiner Partei geht, meldete er sich krank. Via Twitter.

Militärischer Drill, Gehirnwäsche, Brandwunden und schmerzende Muskeln. Mit „Alice“ packt jetzt erstmals eine Sextremistin (so bezeichnen sich die Femen selbst) aus. „Du denkst nicht mehr selbst. Du bist kein Individuum mehr. Dich gibt es nur noch durch die Gruppe“, sagt die Französin nach ihrem Austritt. „Unser Drill war gewalttätiger als unsere Aktionen.“

Den Chefinnen wirft sie Gehirnwäsche vor. „Man muss ständig die grundlegenden Prinzipien auswendig aufsagen, um sie bei Aktionen zu brüllen.“ Die Ex-Aktivistin, die sich „Alice“ nennt, will ein Buch über ihre Zeit bei der Frauenorganisation schreiben. „Femen ist keine Kumpelbande, sondern eine militante Gruppe“, kommentierte Femen-Chefin Inna Schewtschenko (24) ihre abtrünnige Aktivistin. Hierarchie sei nötig. „Wir treffen uns nicht, um ein Glas zu trinken, sondern um zu kämpfen.“ KEI

Die Aktivistinnen der Frauenrechtsgruppe FEMEN in voller Aktion.

Foto: dpa


Via: berliner-kurier.de


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