Was passierte genau bei den legendären Partys mit Callgirls im Hotel "Carlton"? Und was trieb Ex-IWF-Chef Strauss-Kahn dort? Vor Gericht betont er seine Unschuld - dabei wiegen die Vorwürfe schwer und ein Schuldspruch könnte ihn für Jahre ins Gefängnis bringen.
Der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, hat in dem Zuhälterei-Prozess wegen Sexpartys mit Callgirls jede Straftat bestritten. "Ich habe weder ein Verbrechen noch ein Vergehen begangen", schrieb Strauss-Kahn in einem Brief, der im Gerichtssaal im nordfranzösischen Lille verlesen wurde. Bei seiner anschließenden Befragung wies der frühere sozialistische Spitzenpolitiker auch die Darstellung der Anklage zurück, die von regelrechten Sexorgien gesprochen hatte: "Es hat diese zügellose Aktivität nicht gegeben."
Strauss-Kahn wurde erstmals ausführlich vor Gericht zu den Vorwürfen gegen ihn wegen der Sexpartys mit Callgirls befragt. Dem 65-Jährigen wird schwere Zuhälterei zur Last gelegt. Der frühere IWF-Chef soll die Sexpartys mitorganisiert haben.
In der "Carlton"-Affäre - benannt nach einem Luxushotel - hat Strauss-Kahn seine Teilnahme an freizügigen Partys stets eingeräumt. Er will aber nicht gewusst haben, dass die beteiligten Frauen Prostituierte waren. Folgt das Gericht dieser Darstellung, müsste Strauss-Kahn straffrei bleiben. Die Ermittler gehen allerdings davon aus, dass ihm die Prostitution klar gewesen sein muss. Bandenmäßige Zuhälterei kann in Frankreich mit bis zu zehn Jahren Gefängnis und bis zu 1,5 Millionen Euro Geldstrafe geahndet werden.
Femen-Aktivistinnen empört
Vor Verhandlungsbeginn empfingen drei Femen-Aktivistinnen die Prozessbeteiligten mit einem Oben-ohne-Protest. Eine der Frauen versuchte, mit entblößtem Oberkörper auf das Dach des Autos von Strauss-Kahn zu steigen. Die beiden anderen Aktivistinnen der Frauenbewegung umringten die Limousine. Sie verlangten Schuldsprüche für Kunden von Prostituierten. Die Femen-Aktion dauerte etwa eine Minute. Die Polizei nahm die drei Aktivistinnen vorübergehend fest.
Wegen einer anderen Affäre - um Vergewaltigungsvorwürfe - hatte Strauss-Kahn 2011 seinen Posten als IWF-Chef räumen müssen. Mit der betroffenen Angestellten eines New Yorker Hotels einigte er sich damals außergerichtlich. Der in Frankreich als "DSK" bekannte Strauss-Kahn musste auch seine Ambitionen aufgeben, 2012 für die Sozialisten zur Präsidentschaftswahl anzutreten. Seit seinem Politik-Aus ist Strauss-Kahn nicht nur Aufsichtsrat der staatsnahen russischen Rosneft-Bank, sondern auch Regierungsberater im bürgerkriegsgeplagten Südsudan und Serbien.
Der Prozess gegen Strauss-Kahn in der "Carlton"-Affäre hatte Anfang vergangener Woche begonnen. Die Befragung Strauss-Kahns soll auch am Mittwoch und Donnerstag fortgesetzt werden. Neben Strauss-Kahn müssen sich 13 weitere Angeklagte vor Gericht verantworten.
Bilderserie
Politiker und die Last mit der Lust
Wenn mächtige Männer schwach werden
Quelle: n-tv.de
Via: n-tv.de
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