Kurz nach Beginn der Weihnachtsmesse im Kölner Dom ist eine Aktivistin der Frauengruppe Femen aus der ersten Reihe nach vorne gestürmt und nackt auf den Altar gesprungen. Nach Angaben der Kölner Polizei hatte sich die 20-jährige die Worte "I am God" ("Ich bin Gott") auf den Oberkörper gemalt. Vor den Augen von Kardinal Joachim Meisner wurde die Frau von Sicherheitskräften abgeführt.
Bis zum Beginn des katholischen Festamtes saß die Frau laut Polizeiangaben mit einem Ledermantel und Kopftuch bekleidet in der ersten Reihe. Die Polizei hielt die Frau bis zum Ende des Gottesdienstes fest und erstatte Anzeige wegen Störung der Religionsausübung und Hausfriedensbruchs. Die 20-jährige Josephine Witt habe im Gegenzug Anzeige wegen Körperverletzung gegen die Sicherheitskräfte des Erzbistums erstattet. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa bestritt die Frauenrechtlerin dies am Abend. Sie bestätigte aber, von den Sicherheitskräften geschlagen worden zu sein.
"Es war ein geplanter Monoprotest, es passte so einfacher besser, als wenn mehrere Frauen eingebunden gewesen wären", sagte Witt. Mit der Aktion wolle Femen International gegen das Machtmonopol und die Ausgrenzung bestimmter Gruppen durch die katholischen Kirche protestieren. "Gerade Köln gilt als Hochburg der Katholiken in Deutschland und Meisner steht für eine sehr konservative Ausrichtung", sagt die Hamburgerin Witt zur Wahl des Protestorts Köln.
Für Meisner, der die Messe las, war der Zwischenfall auch eine denkwürdige Geburtstagsüberraschung: Der konservative Kleriker feierte am Mittwoch seinen 80. Geburtstag. Meisner gab sich unbeeindruckt: "Jeder hat den Segen verdient. Sogar die verwirrte Frau vorhin. Sie schließe ich mit ein, sie hat es wohl auch am Nötigsten", ließ der Kardinal laut dem Kölner "Express" verlauten. Dem Blatt zufolge rief die Frau "Ich glaube an die Gleichheit aller Menschen" in die Menge der Gläubigen im Dom.
(APA/dpa)
Via: diepresse.com
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