Neuer Fall von Blasphemie? – Die Aktivistinnen der ukrainischen …

Noch ein paar Schnitte mit einer Kettensäge - und das drei Meter hohe Kruzifix fällt. Die Täterin steht noch kurz auf dem Platz, mit einer Mimik und Gestik, die an die eben gefällte Jesusgestalt erinnert, die Hände und Arme weit ausgebreitet lässt sie sich fotografieren. Dann flieht sie. Nun ist das Femen-Büro in Kiew geschlossen. Die Frauen sind nur noch telefonisch erreichbar. Inna Schewtschenko, die das Kruzifix gefällt hat, zeigt keine Reue. Ganz im Gegenteil: Die Feministin ist entschlossen weiter zu machen ohne Rücksicht auf die möglichen Konsequenzen.

"Ich werde jetzt sehr oft persönlich bedroht. Es sind Morddrohungen oder Drohungen, man werde mich zum Krüppel machen. Falls wir weiter bedroht werden, falls wir angegriffen werden, dann nehmen wir statt einer Kettensäge etwas anderes in die Hand, um uns zu wehren. Wir sind zu allem bereit."

Tatsächlich wird die Aktion von Femen von der ukrainischen Öffentlichkeit einhellig abgelehnt. Viele in der Ukraine sind überzeugte Christen. Die allgemeine Ablehnung des Zerstörungsaktes wird noch verstärkt durch die Tatsache, dass das Kruzifix zum Gedenken an die Opfer der politischen Repressionen und der Hungersnot in der UdSSR aufgestellt worden war. Das Kruzifix stand vor dem Gebäude, in dem das berüchtigte stalinistische Innenministerium NKWD vor dem Zweiten Weltkrieg seinen Sitz hatte. Der Vorsitzende der Vereinigung der Wissenschaftler zur Erforschung der Hungersnot, Oleksandr Uschynskyj, ist empört:

"Dieser Platz ist ein Symbol für den Tod Tausender Söhne und Töchter der Ukraine. Nach dieser Tat der Aktivistin von Femen sind die Vertreter aller Kirchen und Konfessionen in der Ukraine besorgt."

Selbst die ukrainischen Aktivisten, die für einen Freispruch von Pussy Riot eintreten, haben kein Verständnis für die Femen-Aktion.

Wiktoria Switlowa war Koorganisatorin einer Protestaktion vor der russischen Botschaft in Kiew an dem Tag, als das Gericht in Moskau den Urteilsspruch gegen Pussy Riot verkündete. Und an dem Femen das Kruzifix stürzte. Sie nennt diese Aktion eine Provokation.

"Wir als Verteidiger der verurteilten russischen Mädchen wollen nicht mit Vandalismus und Aggression in Verbindung gebracht werden. Ganz im Gegenteil. Wir verteidigen humanistische Ideale. Ich persönlich vermute, Femen wurde von irgendjemandem beauftragt, um die Verteidiger von Pussy Riot zu diskreditieren und damit die ganze christliche Welt gegen sie aufzubringen."

Femen-Direktorin Anna Guzol weist solche Anschuldigungen zurück. Femen sei konsequent antireligiös und antikirchlich. Die Aktion sei nicht explizit gegen die russisch-orthodoxe Kirche gerichtet gewesen, obwohl Femen diese Kirche beschuldigt, mit dem russischen Staat zu kollaborieren.

"Was ist denn ein kleines Stück Holz im Vergleich zu drei verlorenen Leben? Es ist uns egal, was für ein Kruzifix das war - ob katholisch, ob muslimisch, ob hugenottisch. Das spielt keine Rolle für uns. Es war ein säkularer Akt, eine Demonstration gegen die Kollaboration von Kirche und Staat."

Um ein Zeichen der Versöhnung zu setzen, haben viele ukrainische Bürgerrechtler schon am nächsten Tag auf eigene Kosten am alten Platz ein neues provisorisches Kruzifix aufstellen lassen. Pater Wasyl von der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche hat das neue Kruzifix geweiht. Die Kirche werde keine Strafe für Femen verlangen. Der Pater ruft Femen aber dazu auf, sich öffentlich zu entschuldigen.

"Die Kreuzigung Jesu ist ein Symbol für die Versöhnung des Menschen mit Gott. Das Kruzifix ist ein Zeichen der Opferung und auch ein Zeichen dafür, dass das Gute über das Böse gesiegt hat. Jeder Mensch hat ein Recht zu protestieren. Aber dieser Protest darf die religiösen Gefühle der Gläubigen nicht verletzen."

Obwohl die ukrainische Kirche keine Bestrafung einfordert, hat die Miliz gegen Femen ein Verfahren eingeleitet. Ihnen wird Gruppen-Hooliganismus vorgeworfen. Darauf stehen in der Ukraine bis zu vier Jahre Haft. Das ist doppelt so lange, wie die Aktivistinnen von Pussy Riot einsitzen müssen.

Via: dradio.de


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