Hamburg/Tunis - Der Oben-ohne-Protest vor einem Gericht in Tunis hat für eine deutsche Femen-Aktivistin ernste Konsequenzen. Der Frauenrechtsaktivistin, die am Mittwoch zusammen mit zwei französischen Mitstreiterinnen festgenommen wurde, droht laut ihres Anwalts eine Gefängnisstrafe von bis zu sechs Monaten.
Tunesiens Justiz wirft den Mitgliedern der Femen-Bewegung Erregung öffentlichen Ärgernisses und Sittlichkeitsvergehen vor. Ihre Aktion war der erste Protest dieser Art in einem arabischen Land.
Am kommenden Mittwoch sollen die drei Frauen zum ersten Mal vor Gericht erscheinen. Wie das französische Konsulat in Tunis bestätigte, soll die Anhörung öffentlich sein. Bis dahin sollen sie hinter Gittern bleiben. Insgesamt können die Frauen wegen Widerstands gegen die Behörden bis zu 15 Tage lang festgehalten werden.
"Oben-ohne-Dschihad" gegen den Islamismus
Die drei Frauen waren am Mittwoch in Tunis festgenommen worden, als sie vor einem Gericht barbusig für die Freilassung der Femen-Aktivistin Amina Sboui demonstrierten. Amina Sboui war am 19. Mai festgenommen worden. Sie hatte das Wort "Femen" auf eine Mauer nahe einem Friedhof geschrieben, um gegen Islamisten zu protestieren, die sich in der Stadt Kairouan versammeln wollten.
Der Tunesierin, die sich im Internet Amina Tyler nennt, werden Sittlichkeitsvergehen und die Beteiligung an einer "kriminellen Verschwörung" vorgeworfen. Ihr drohen bei einer Verurteilung bis zu 18 Jahre Haft. Der Prozess gegen sie läuft bereits und soll am Mittwoch fortgesetzt werden.
Die Femen-Frauen bezeichnen ihren Protest als "Oben-ohne-Dschihad" gegen den Islamismus, von dem sie die Selbstbestimmung ihrer Körper bedroht sehen. Viele Musliminnen haben sich kritisch über die Femen-Kampagne geäußert.
Via: spiegel.de
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