Trojanische Brüste in Heidis heiler Barbiewelt



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Während sich Gewinnerin und Geschlagene in die Arme fielen, protestierte eine Femen-Aktivistin gegen die "Heidi Horror Picture Show".


"Heidi Horror Picture Show" konnten zumindest die in Mannheim anwesenden Zuschauer auf nackter Haut lesen. Klum reagierte für den Bruchteil einer Sekunde perplex, um dann ihre Show in gewohnt unterkühlter Hochglanzharmonie (endlich) zu Ende zu bringen: langweilig-laszive Gesichtsausdrücke, hohle Sätze sowie Glitzerregen und Helikopter, um von Ersterem abzulenken.

Doch zurück zum einzigen Überraschungsmoment aller Topmodel-Staffeln: Ist es richtig, nackte Haut mit noch mehr nackter Haut zu bekämpfen? Die Femen beantworten diese Frage eher pragmatisch: Ohne ihre nackte Haut, so die Frauen, würde niemand ihren Protest beachten. Sicher ist es einfacher, den Medien das zu geben, womit sie eben arbeiten können, noch dazu in einer Verpackung, die dem westlichen Schönheitsideal derart gut entspricht, dass die Femen ohne die Wut in ihren Gesichtern ohne Weiteres in Klums Modelparade mitmarschieren könnten. Vergleicht man die Nacktheit-Grade der Femen und Finalistinnen am Donnerstag, müssten Erstere allerdings womöglich noch mehr ablegen. Doch das würden sie nicht tun – zumindest bestimmt nicht, damit sie später einmal Kleider in Größe 0 über den Laufsteg transportieren dürfen.

Und allein für diese simple Botschaft an junge Mädchen könnten ihre Handlungen nicht richtiger sein: Ich will kein Model sein, sagen sie, und diese Aussage dürfte für viele Mädchen befreiend wirken, die sich von der überwältigenden Masse an perfekt manipulierten Magazinbildern in der Werbung eingeschüchtert fühlen.
 

Die Femen wollen nicht begehrt werden. Sie wollen gegen ein gefährliches Frauenbild kämpfen, das es jungen Mädchen schwer macht, selbstbewusst zu werden. Und genau das ist der Punkt, was die Femen besser als Vorbilder für heranwachsende junge Frauen qualifiziert als die Klum-Models: Sie sind zwar nackt, aber sie verkehren das Prinzip ins Gegenteil, das Frauen zu Sexobjekten macht. Wo andere sich mit Rehaugen und offenen Mündern vor den Kameras räkeln, recken sie ihre Arme in Siegespose nach oben und schreien ihren Protest in die Welt. Ihre nackten Brüste wirken dabei fast ironisch, denn sie sind die Waffen, mit der sie sich in die Medien mogeln: trojanische Brüste. Nach ihren Auftritten werden sie auch immer wieder von Reportern nach ihrer Meinung gefragt und transportieren so Inhalte, die zu hören für junge Frauen so wichtig sind.

Und der Protest hilft, wie man gerade beim sozialen Netzwerk Facebook sieht: Weil die Frauenrechtsorganisationen zu lange und laut Alarm schlugen, löschen die Macher des Netzwerkes in den vergangenen Tagen endlich frauenfeindliche und Vergewaltigungen verherrlichende Inhalte aus ihrem System. Früher taten sie das nicht – mit dem Hinweis, es gebe einfach zu viele Nutzer. Gleichzeitig wurden laut Nutzern Fotos, die stillende Frauen zeigten, durchaus gelöscht. Nun hat Facebook eingelenkt, weil wichtige Werbekunden, erschreckt von der plötzlichen Aufmerksamkeit der Frauenrechtlerinnen in den Medien, ihr Engagement zu beenden drohten.
 

 
So ähnlich könnte es auch bei Heidis Castingshow laufen, wenn die Macher nicht aufpassen. Denn es wäre durchaus möglich (und erfrischend), dass sich eine Feme zur nächsten Saison bei den Topmodels einschleicht – und dann etwas ganz und gar Unerhörtes tut: Zum Beispiel eine Portion Pommes essen und sich nicht dafür schämen.
 

Desirée Brenner

Via: donaukurier.de


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