Sie nutzen die EM für ihren Protest gegen Prostitution und Frauenfeindlichkeit, doch seit Freitag wurden drei Aktivistinnen einer Protestgruppe vermisst. Nun sind sie wieder aufgetaucht und erheben schwere Vorwürfe gegen den ukrainischen Geheimdienst.
Drei Mitglieder der radikalen ukrainischen Protestgruppe Femen sind angeblich im EM-Spielort Donezk verschleppt und erst nach stundenlangem Verhör freigelassen worden. Eine Aktivistin der für ihre Nacktproteste bekannten Gruppe sei ins Gesicht geschlagen worden, berichteten die Feministinnen am Samstag auf ihrer Internetseite.
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Mitten in der Nacht seien die Frauen dann zum Bahnhof der Stadt gebracht worden. Sie hatten eine Protestaktion während des Spiels Ukraine - Frankreich (0:2) geplant, waren aber schon kurz nach ihrer Ankunft überwacht worden und schließlich verschwunden.
Der Bericht soll nahelegen, dass es sich bei ihren Entführern um Sicherheitsleute von Milliardär Rinat Achmetow handelt, dem einflussreichsten Mann in dem Gebiet an der Grenze zu Russland. "(Präsident Viktor) Janukowitsch interessiert uns einen Scheiß, wir bewachen Rinat", habe einer der Männer gesagt, schrieb Femen. Die Gruppe klagte über Dauerüberwachung. Ihre Telefone würden abgehört.
Nach Ansicht von Femen führt die Fußball-Europameisterschaft in der Ex-Sowjetrepublik zu einem Anstieg von Sextourismus, Menschenhandel und Prostitution. Mit blanken Brüsten protestierte die Organisation am Rande des Eröffnungsspiels in Warschau. Polizisten trugen die Frauen weg. Seit 2008 kämpfen die Aktivistinnen für mehr Demokratie im Co-Gastgeberland der Europameisterschaft. Sie protestieren gegen die aus ihrer Sicht zunehmend autoritäre Politik des seit zwei Jahren regierenden Präsidenten Viktor Janukowitsch, vor allem aber gegen Menschenhandel und Prostitution. Ihr wichtigster Gegner heißt aktuell aber Fußball. Bis zum EM-Finale am 1. Juli in Kiew wollen sie "sehr viel Krawall" machen.
Polizei weist Vorwürfe zurück
Unterdessen hat die Polizei von Donezk bestätigt, dass sie mehrere Femen-Mitglieder zwischenzeitlich festgenommen hat, Vorwürfe wegen körperlicher Gewalt aber zurückgewiesen. Zwei Frauen seien vor dem EM-Spiel am Freitag verhaftet worden, nachdem eine Zeugin gehört habe, dass diese "etwas Schlechtes planen" würden, sagte Polizeichef Juri Sednew bei einer Pressekonferenz am Samstag. "Wir haben eine dritte Frau auf die Polizeistation gebeten, so dass sie sich überzeugen konnte, dass kein Druck auf die Frauen ausgeübt wird", erklärte Sednew laut englischer Übersetzung weiter. Es sei bei der Festnahme keine Zeitbeschränkung überschritten worden.
Femen-Chefin Anna Hutsol hatte zuvor in einer Stellungnahme gesagt, dass Alexandra Schwetschenko, Jana Tschanowa und Anna Bolschakowa von bis zu 15 Männern verfolgt worden seien. "Das waren Spitzel des Geheimdienstes, keine normalen Polizisten", sagte sie.
Die Situation erinnert stark an einen Kidnapping-Fall in Weißrussland: Mitte Dezember 2011 hatte die Gruppe dort gegen Präsident Alexander Lukaschenko protestiert. Danach waren die Frauen tagelang verschwunden, erst durch das Einschalten des ukrainischen Außenministeriums kamen die Aktivistinnen frei. Sie waren damals tagelang durch Weißrussland gefahren und verhört worden.
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(Süddeutsche.de/dpa/dapd/sid/fran/beitz)
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