Inna Schewtschenko, Gründungsmitglied der barbusigen Frauenrechts-Bewegung Femen, vertraut darauf, dass die Leute nicht nur die nackten Brüste, sondern auch die darauf gemalte Botschaft bemerken. “Unsere Mission ist, eine Diskussion anzustoßen, ein Problem aufzuzeigen” – und das mit dem nackten Körper als politischem Instrument, als “Waffe”. Aber Femen sei keine politische Partei, die Gruppe bleibe dem Straßenkampf verschrieben.
Schewtschenko verteidigt ihre Form des feministischen Kampfes: “Die Leute haben uns schlicht ignoriert, als wir klassische Formen des Feminismus praktizierten”. Sie verwehrt sich aber gegen den Vorwurf der Ausschließlichkeit. Der Oben-ohne-Protest sei ein zusätzliches Instrument im Kampf um mehr Frauenrechte. Und die müsse man überall durchsetzen, unabhängig von der Kultur des jeweiligen Landes, erklärt sie nach den Haftstrafen für Femen-Mitstreiterinnen in Tunesien:
“Wir gehen hin und sagen der Welt, dass es keine verschiedenen Menschenrechte für arabische Frauen gibt, und dann andere Menschenrechte für europäische Frauen, und eine dritte Kategorie für Amerikanerinnen zum Beispiel. Wir vertreten Universalismus, wir sagen, wir haben das Recht auf die Kontrolle über unseren eigenen Körper, überall, in jeder Kultur. Das hat wirklich nichts mit kulturellen Unterschieden zu tun.”
Ein Kampf, der auch gefährlich werden kann: In Weißrussland wurden Schewtschenko und zwei andere Aktivistinnen nach einer Aktion gegen Machthaber Lukaschenko entführt und 24 Stunden lang bedroht. Sie habe sich damals nicht als Opfer gefühlt, sondern eher die Beweggründe der Entführer analysiert. Die hätten all dies mit den Frauen angestellt, “weil wir der Welt die Wahrheit gesagt haben, das war’s.”
Für ihre Aktionen werden die Femen-Frauen körperlich und moralisch trainiert. Blond und schlank müsse man nicht sein, um aufgenommen zu werden, versichert Schewtschenko, und auch das Alter spiele keine Rolle: “Unser ältestes Mitglied ist 64, Ukrainerin, und sie macht Oben-ohne-Aktionen.”
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